Die Schweiz pflegt eine besondere Liebe zum «Service Public», also der Idee, dass die Basisinfrastruktur flächendeckend und zu Gestehungskosten (oder weit darunter) durch den Staat zu erbringen sei. Im weiteren Sinn gehört auch die Grundschule zum Bestand des «Service Public», der verteidigt werden soll.

Eine Schule punktet nicht mit Grösse, sondern mit Qualität

Aber gerade die Bildung hat die besten Voraussetzungen, von mehr Wettbewerb zu profitieren. Im Unterschied zu Post, Telekommunikation, Bahn und Energieversorgung  neigen nämlich Bildungsanbieter nicht dazu, natürliche Monopole auszubilden.

Grund dafür ist zum einen die Kostenstruktur: mit zunehmender Grösse produzieren Schulen ihre Leistung nicht zu tieferen Kosten. Zum anderen ist es die Absenz von Netzwerkvorteilen: eine Schule wird für Kinder und Eltern nicht einfach dadurch attraktiver, dass sie schon sehr viele andere unterrichtet.

Das führt dazu, dass keine aufwändigen Regulierungen und Behörden nötig sind, um die Konsumenten vor der Marktmacht ehemaliger und potenzieller Monopolisten zu schützen. Vielmehr schafft gerade der kleinteilige Föderalismus der Schweiz ideale Voraussetzungen für einen fruchtbaren Wettbewerb. Tausende von Gemeindeschulen kombiniert mit einer einzigartigen Verkehrserschliessung würden dafür sorgen, dass die Wahlfreiheit nicht graue Theorie bliebe.

Günstiger, zielorientierter, innovativer

Was sind die erhofften Vorteile des Wettbewerbsprinzips?

  1. Effizienz: eine bestimmte Bildungsleistung wird möglichst ressourcensparend produziert. Dieser Aspekt betrifft die Höhe der Bildungskosten.
  2. Wirksamkeit: jedem Kind wird gemäss seinen Fähigkeiten und Neigungen die optimale Förderung zuteil. Wirksamkeit bezeichnet damit erreichbare Schulqualität pro eingesetztem Bildungsfranken.
  3. Das Entdeckungsverfahren des Wettbewerbs – dieser Vorteil ist wohl der meisten unterschätzte: Was heute die Bildungsbürokratie erbringt (oder verunmöglicht), wird an die einzelnen Anbieter delegiert: Die Suche nach Verbesserungsmöglichkeiten, pädagogischen und methodischen Innovationen, die Optimierung der Klassengrössen und -zusammensetzungen und anderes mehr. Eine erwünschte Folge dieser «Entdeckungen» wäre wohl eine verstärkte Spezialisierung und Ausdifferenzierung der Schulen.

Voraussetzung für einen wirksamen Wettbewerb wäre allerdings die Schaffung von mehr Transparenz über die Ausrichtung und die Qualität der Schulen gemäss einem abgestimmten, langfristig ausgelegten Konzept. Möglicherweise würde im Gegenzug ein Teil der aufwändigen Kontrollbürokratie – Bezirksschulpflegen und Schulevaluation – überflüssig.

Lesen Sie demnächst, warum freie Schulwahl der Chancengleichheit hilft.

Dieser Text beruht auf einem Beitrag, der im Kaleidos-Jahresbericht 2011 publiziert wurde.