In zwei früheren Beiträgen wurde erörtert, welche persönlichen und institutionellen Voraussetzungen die Entwicklung erfolgreicher Unternehmer und Unternehmen fördern. Wenn man über die Rollenverteilung zwischen Staat und Wirtschaft nachdenkt, sollte man sich auch bewusst sein, welche Funktionen Unternehmen in einer Marktwirtschaft wahrnehmen.

Unternehmen vereinfachen den Tausch

Warum gibt es überhaupt Unternehmen? Für die Antwort auf diese Frage hat Ronald Coase den Nobelpreis bekommen. Mit seinem Konzept der Transaktionskosten hat er den Horizont der Wirtschaftstheorie wesentlich erweitert.

In seinem Artikel «The Nature of the Firm» (1937) führte er die Existenz von Firmen darauf zurück, dass sie im wirtschaftlichen Alltag die Transaktionskosten senken. Auch die Anbahnung und Abwicklung von Geschäften kostet nämlich Zeit – und Geld. Deshalb ist es für häufig wiederkehrende Arbeiten günstiger, langfristige Verträge mit Mitarbeitern zu schliessen. Es gibt daneben natürlich noch weitere Gründe, weswegen es sich lohnt, sich in Unternehmen zusammenzuschliessen, etwa die Etablierung von Marken, die Bildung einer Unternehmenskultur, die Erarbeitung kollektiven Wissens und das Vorantreiben von Innovationen, mit denen die Spielregeln des Marktes verändert werden.

Nachfragebefriedigung, Arbeitsplätze und kreative Zerstörung

Doch was leisten Unternehmer und Unternehmen konkret für die Gesellschaft?

  • Bedürfnisbefriedigung: An erster Stelle steht natürlich die Produktion und Verteilung von Gütern und Dienstleistungen, für die offenbar eine Nachfrage besteht – sonst würde das Unternehmen nicht überleben.
  • Schaffung von Arbeitsplätzen: Arbeitslosigkeit wird häufig als Versagen der Marktwirtschaft betrachtet. Eigentlich ist das wirkliche Problem gar nicht der Mangel an Arbeit, sondern der Mangel an Arbeitgebern, die Arbeit schaffen. Es braucht folglich keine staatliche Arbeitsbeschaffung, sondern es braucht Unternehmen und es braucht die richtigen Anreize, damit die Unternehmen gedeihen.
  • Effizienzsteigerung: In einem marktwirtschaftlichen System sind die Unternehmen die zentralen Motoren der Effizienz. Sie streben ständig danach, das gleiche Gut mit geringerem Aufwand oder mit gleichem Aufwand ein besseres Produkt herzustellen.
  • Innovation: Unternehmer und Unternehmen tragen erheblich dazu bei, dass es ständig neue Technologien, neue Problemlösungen sowie eine immer grössere Auswahl an Produkten und Dienstleistungen gibt und die Gesellschaft nicht in Stagnation verfällt.  Indem Unternehmer neue Produkte oder neue Produktionsverfahren implementieren, machen sie aber gleichzeitig die Existenz anderer Produkte, Produktionsweisen oder ganzer Wirtschaftszweige obsolet. Unternehmer sind damit – um die Worte Schumpeters zu verwenden – Ursprung und Zentrum des «Prozesses der schöpferischen Zerstörung». Mit dem Begriff der «schöpferischen Zerstörung» hat Schumpeter die unaufhaltsamen technischen und wirtschaftlichen Umwälzungen im Kern  der kapitalistischen Dynamik treffend erfasst. In ihrer kurzfristigen Konsequenz mögen diese Prozesse des Wandels und des Fortschrittes schmerzhaft sein, langfristig sind sie jedoch segensreich und bringen bedürfnisgerechte Produkte, effizientere Produktionsverfahren und damit Wohlstand hervor.

Gewinn und Shareholder Value als Richtschnur

Wie aber können Unternehmen wissen, ob sie all diese Funktionen optimal erfüllen? Die Antwort liefert ihnen der Gewinn. Er zeigt ihnen, ob sie etwas leisten, das auch tatsächlich nachgefragt wird. Deswegen formulierte einst Milton Friedman provokativ, aber durchaus treffend, die soziale Verantwortung der Unternehmer liege in der Gewinnerzielung.

Eigentlich ist – zumal in grossen, anonymen Aktiengesellschaften – der Shareholder Value die bessere Richtschnur. Dieser steht zu Unrecht immer wieder im Kreuzfeuer der Kritik. Dabei gibt es keine bessere Richtschnur für unternehmerisches Handeln als den Shareholder Value. Erfolgreiches Wirtschaften im Sinne des Shareholder Value ist nicht nur das Natürlichste der Welt, sondern es kommt vor allem auch keineswegs nur den Eigentümern zu Gute; die Steigerung des Shareholder Value nützt letztlich auch allen anderen Anspruchsgruppen: Den Kunden, weil ihre Bedürfnisse befriedigt werden, den Mitarbeitern, auch den potentiellen, denn wo Gewinne erzielt werden, werden auch Arbeitsplätze geschaffen, den Fremdkapitalgebern, denn nur sichere Kredite sind gute Kredite, und schliesslich auch dem Staat, denn nur gesunde Unternehmen generieren Steuern.

Wichtig in diesem Zusammenhang ist jedoch, dass die Steigerung des Unternehmungswertes langfristig angelegt sein muss. Nur auf lange Frist besteht nämlich kein Gegensatz zwischen den Interessen der Eigentümer und jenen der anderen Gruppen, weil sich auf Dauer kein Shareholder Value maximieren lässt, wenn die Mitarbeiter oder der Staat unzufrieden sind. Kurzfristig kann es dagegen sehr wohl Interessenkonflikte geben. Wenn etwas kritisiert gehört, dann allenfalls die Kurzfristigkeit des Denkens, nicht die Orientierung am Unternehmenswert.

Lesen Sie hier, welche Verantwortung Unternehmer für das Gemeinwesen tragen sollten.