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Zwar hatten die hiesigen Kerzenmacher und Lampenölverkäufer bestimmt keine Freude, als gegen Ende des 19. Jahrhunderts mit der elektrischen Glühbirne eine günstigere, sicherere und effizientere Lichtquelle auf den Markt kam. Doch die Konsumenten, die täglich eine halbe Stunde Arbeit weniger aufwenden mussten, um am Abend Licht zu haben, profitierten davon (siehe Grafik «Lichtpreis»).

Das Gleiche wiederholte sich mit den Strickerinnen, den Stenotypistinnen, den Schneidern und den Rechnern – und mit vielen weiteren Berufsgattungen, die heute obsolet sind. Dank Importen und technischem Fortschritt wurden in der langen Frist die meisten Güter günstiger; besonders, wenn man ihre Preise in der Zeit misst, die die Haushalte dafür arbeiten mussten. Noch 1914 war der Aufwand für einen Liter Milch eine halbe Arbeitsstunde, heute sind es keine fünf Minuten mehr.

Nur noch 12% für Nahrungsmittel

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1922 gaben die Haushalte noch die Hälfte ihres Budgets für Nahrungsmittel aus, heute sind es nur noch 12%. Die Haushalte konnten somit ihr Einkommen mit der Zeit für andere Zwecke einsetzen, wie z.B. die Ausbildung der Kinder oder die Gesundheit. Oder für Restaurantbesuche und Wochenendausflüge: 1922 tauchten «Restaurants und Hotels» im Warenkorb eines typischen Schweizer Haushaltes noch gar nicht erst auf – 2014 geben die Haushalte im Mittel 9% für auswärtige Verköstigung und Logis aus. Der Anteil an den Gesamtausgaben für «Freizeit, Kultur und Bildung» hat sich seit 1966 von 5% auf 10% verdoppelt. Zugenommen hat auch der Ausgabenanteil für die Mobilität, und zwar von 2% (1922) auf heute 12%.

Schneller, besser, günstiger

Historische Preisvergleiche allein blenden aus, dass gerade elektronische Produkte aufgrund der enormen technischen Fortschritte kaum noch vergleichbar sind. Heutige Autos sind weniger pannenanfällig, sicherer und verbrauchen weniger Benzin. Ein 112g schweres Smartphone speichert das 2000fache Datenvolumen des 32 kg schweren und 1.9 Mio Fr. teuren Apollo Guidance Computer, der 1969 bei der 1. Mondlandung im Einsatz war. Hinzu kommt: Auch die Vielfalt der Produkte und Dienstleistungen hat enorm zugenommen.

Günstiger bis gratis

Wer tiefere Preise negativ deutet, weil damit Produzenten unter Druck gesetzt werden, verkennt, dass unser Wohlstand gerade darauf zurückzuführen ist, dass wir die Bedürfnisse der Konsumenten in den Vordergrund gestellt haben, nicht jene der Anbieter. Unternehmen streben nicht danach, ihre Lieferanten reicher zu machen. Sie möchten Gewinne erzielen, indem sie die Wünsche ihrer Kunden befriedigen. Deshalb suchen sie nach Einsparungen und Innovationen, und sind manchmal sogar bereit, gewisse Güter ohne Preisschild (wenn auch nicht «gratis») abzugeben. Dies erhöht nicht das BIP, aber sehr wohl die Kaufkraft.

Das  Plakat «Mehr für weniger» liegt dem neuesten «avenir aktuell 03/14» bei. Das Plakat kann auch einzeln und in grösseren Mengen bestellt werden.