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Wandinschrift im Burgerspital Bern, Foto: Avenir Suisse

In einer Studie zum Schweizer Stiftungswesen hat Avenir Suisse innovative Instrumente zur Dynamisierung des gemeinnützigen Sektors vorgestellt. Ein im angelsächsischen Raum verbreitetes Konzept ist das «Matched Funding*», also das Angebot eines Spenders, die Spende anderer aufzustocken. So kennt der Rotary Club ein umfangreiches «Matching Grant*»-Programm zur internen Förderung humanitärer Projekte. Es gibt auch viele Unternehmen, die im Rahmen von «Workplace Giving»-Programmen das Engagement ihrer Mitarbeiter über die Bereitstellung von «Matching Gifts*» fördern. In der Schweiz ist die Genfer Privatbank Lombard Odier ein Beispiel dafür. Dort spendet die Bank im Rahmen eines «End of Year Giving»-Programms jedes Jahr einen namhaften Betrag an fünf ausgewählte Projekte. Der Verteilschlüssel wird durch eine Mitarbeiterabstimmung festgelegt. Zusätzlich können die Mitarbeiter private Spenden an die Projekte tätigen, die die Bank 1:1 aufstockt.

Doppelter Anreiz für Spender

Auch private Stifter machen manchmal ihrer Spende von der Höhe anderer Spenden abhängig. Ein spektakuläres Beispiel ist die Ankündigung des Nike-Mitgründers Phil Knight vom September 2013, einem Krebsforschungszentrum in Oregon 500 Mio. $ zu schenken, wenn es dem Institut gelinge, innerhalb von zwei Jahren weitere 500 Mio. $ einzuwerben. Im November 2014 waren bereits 440 Mio. $ an Kofinanzierung gesichert. Solche Spenden, die als Herausforderung für Fundraiser und potenzielle Spender gedacht sind, werden auch als «Challenge Grants» bezeichnet und kommen in den USA häufig im Endspurt grosser Fundraisingkampagnen von Hochschulen zum Einsatz. Der Multiplikatoreffekt schafft einen doppelten Anreiz: für andere Spender, sich grosszügig zu zeigen, und für gemeinnützige Organisationen, sich beim Fundraising anzustrengen.

In Grossbritannien nutzt die Regierung Matched-Funding-Programme, um die Philanthropie zu fördern. 2008 wurde ein Programm lanciert, um Hochschulen beim Aufbau von Stiftungskapital («Endowment») zu unterstützen. Mit 150 Mio. £ staatlichen Mitteln wurden innerhalb von drei Jahren 580 Mio. £ mobilisiert. 135 Institutionen der höheren Bildung nahmen an dem Programm teil, wobei der staatliche Zuschuss gestaffelt wurde – von 1:1 für Hochschulen ohne Fundraisingerfahrung bis 1:3 für Hochschulen mit entwickelten Fundraisingstrukturen wie Oxford und Cambridge. Der Maximalbetrag pro Institution wurde begrenzt. Im Rahmen des Programms wurden zudem die Hochschulen beim Aufbau professioneller Fundraisingstrukturen unterstützt.

Aufbau von Stiftungsvermögen

2012 startete Grossbritannien ein staatliches Programm von 55 Mio. £ zum Aufbau von Stiftungskapital für kulturelle Einrichtungen. Es wird erwartet, dass ca. 50 Institutionen aus dem «Endowment-Fund» zwischen 500 000 £ und 5 Mio. £ erhalten. Das Programm ist Teil eines umfassenderen Massnahmenpakets zur Förderung der Philanthropie in der Kultur. So wurde etwa die Möglichkeit geschaffen, die Steuerschuld mit Kunstgütern zu begleichen (nach französischem Vorbild). Beim Start des Programms sagte der britische Kulturminister mit Blick auf die USA: «Das New Yorker Metropolitan Museum brauchte über 100 Jahre, um sein Stiftungskapital von 2 Mrd. £ aufzubauen. Unser eigenes Endowment-Jahrhundert möge heute beginnen.»

Auch Regierungen in anderen Ländern haben Matched-Funding-Programme aufgelegt, vor allem im Hochschulbereich. In Norwegen wurde 2006 ein Programm lanciert, in dessen Rahmen die Regierung bei Privatspenden von über 500 000 € für Grundlagenforschung einen Zuschuss von 25% zahlt. In Dänemark etablierte die Regierung 2010 einen «Matchfund», um Universitäten mit hohem Drittmittelanteil zu belohnen. In Finnland wurde zwischen 2009 und 2012 ein Zuschuss von dem zweieinhalbfachen Betrag der privaten Spende gewährt – und Spenden wurden von 320 Mio. € auf 1,1 Mrd. € aufgestockt. Das Bundesland Hessen unterstützt die 2008 zur Stiftungsuniversität umgewandelte Goethe-Universität Frankfurt beim Aufbau ihres Endowments: Bis zu 50 Mio. € privater Spenden, die dem Stiftungskapital zufliessen, werden 1:1 aufgestockt.

 Am Vorbild Grossbritannien orientieren

Auch in der Schweiz könnte ein staatliches Matched-Funding-Programm helfen, Universitäten beim Aufbau von Stiftungsvermögen zu unterstützen. Bisher sind private Spenden ohne Zweckbindung für spezifische Gebäude, Projekte oder Lehrstühle an Schweizer Universitäten relativ selten, und Schweizer Hochschulen verfügen daher über kein nennenswertes Stiftungskapital. Bei einem solchen Programm sollte man sich am Vorbild Grossbritanniens orientieren und klare Anreize setzen: Mit einem offenen Wettbewerbsverfahren, gestaffelten Quoten für die Kofinanzierung je nach Fundraisingkapazität bzw. Eigenleistung sowie einer Beratung beim Aufbau von Fundraisingkompetenzen. Denkbar wäre ein Programm mit staatlichen Mitteln in Höhe von 300 Mio. Fr. mit dem Ziel, das Ein- bis Zweifache dieser Beträge aus privaten Mitteln zu mobilisieren. Dadurch bekäme das Schweizer Hochschulwesen seine erste Endowment-Milliarde und eine Basis für weiteres Fundraising.

*Die Begriffe werden im angelsächsischen Raum synonym verwendet für Formen der komplementären Finanzierung für wohltätige Zwecke.

Weitere Informationen zum Stiftungswesen in der Schweiz finden Sie im Diskussionspapier «Schweizer Stiftungswesen im Aufbruch».