Im Februar 2011 stand die SNB – wie schon so oft – vor dem währungspolitischen «Trilemma»: Obwohl aus der Perspektive einer Volkswirtschaft sowohl freie Kapitalmärkte, als auch eine autonome Geldpolitik und stabile Wechselkurse wünschenswert sind, kann eine Notenbank jeweils nur zwei dieser drei Ziele gleichzeitig verfolgen. Im Diskussionspapier «Der harte Franken» analysierten Alois Bischofberger, Rudolf Walser und Boris Zürcher die Optionen für die Unternehmen, die Geld- und die Wirtschaftspolitik. Letztlich plädierten sie für eine «grösstmögliche Zurückhaltung hinsichtlich währungspolitischer Interventionen». In der langen Frist rechneten sie bereits damals mit der Möglichkeit eines temporären Wechselkursziels. Gerhard Schwarz warnte gleichzeitig davor, die SNB politischem Druck auszusetzen («Die Geldpolitik verträgt kein Hick-Hack»).

Das Blatt wendete sich bereits im Frühjahr und vor allem im Sommer 2011, als der Aufwertungsdruck auf den Franken ständig zunahm und für die Realwirtschaft grosse Verluste befürchtet wurden. An einem abendlichen Gespräch waren sich geldpolitische Experten einig, dass nun der Zeitpunkt für eine Kursuntergrenze gekommen war. Die Entscheidung der SNB für den Fr/€-Kurs von 1,20 erfolgte Anfang September dann zur wohl allgemeinen Erleichterung.

Nach ersten Unsicherheiten («Werden die Spekulanten die SNB wirklich testen?») wurde die Untergrenze von den Finanzmärkten akzeptiert und man begann, sich an sie zu gewöhnen («Zur Franken-Untergrenze gibt es vorderhand keine Alternative»). Dass eine harte Währung für den Industriestandort einem Dauer-Marathon gleichkommt, zeigte im Sommer 2012 ein Podium mit Unternehmern («Notfalls gehen wir mit dem Standort unter»). Gerhard Schwarz zeigte für die Nöte der Unternehmer Verständnis, stellte aber trotzdem fest, dass in der langen Frist eine harte Währung auch ein Segen für eine Volkswirtschaft ist («Der starke Franken bringt Stärke»).

Dass es auch für die Wechselkursgrenze ein zeitliches Ende geben würde, war schon bei ihrer Einführung kommuniziert worden («Wie lange wird die SNB auf eine völlig eigenständige Geldpolitik verzichten?»). Letztlich würde eine dauerhafte Anbindung an den Euro nämlich bedeuten, auch das steigende Inflationsrisiko des Euroraums 1:1 in die Schweiz zu importieren.

Im Diskussionspapier «Zentralbanker als Zauberlehrlinge?» formulierten Alois Bischofberger und Rudolf Walser im Juli 2013 Ausstiegsszenarien aus der ultraexpansiven Geldpolitik. Eines dieser Szenarien, ein möglicher Austritt aus der Währungsunion und die Zuspitzung der Eurokrise, scheint nun aktuell geworden zu sein und die SNB zu ihrer Aufhebung der Wechselkursuntergrenze bewogen zu haben.

Generell beschäftigt sich Avenir Suisse nicht nur aus Gründen der Aktualität mit der SNB, sondern stellt auch Überlegungen zu den langfristigen institutionellen Rahmenbedingungen und der Unabhängigkeit der Notenbank an. In der Publikation «Ideen für die Schweiz» spricht sich Avenir Suisse gegen den verbrieften Anspruch von Bund und Kantonen auf Gewinnanteile der SNB aus.