Der Entscheid der Schweizerischen Nationalbank (SNB), die Untergrenze von 120 für den Franken-Euro-Kurs aufzugeben, wird noch lange zu Diskussionen Anlass geben. Klar ist: Jeder musste damit rechnen, dass diese irgendwann aufgegeben würde. Die Rückkehr von Interventionismus zu freiem Markt ist immer schmerzhaft. Die Bequemlichkeit, zu der Eingriffe oft verführen, ist es indessen noch mehr. Der Schock, den der SNB-Entscheid ausgelöst hat, muss daher längerfristig nicht nur kein Nachteil sein, sondern kann sogar positive Auswirkungen auf die Wirtschaft haben, allerdings nur, wenn er dazu führt, dass die Politik überfällige Reformen in Richtung mehr Wettbewerb, weniger Staatseinfluss, weniger regulatorische Behinderung und weniger Bürokratie anpackt

Ein Aspekt des Ausstiegs wird gerne übersehen, obwohl er besonders wertvoll ist: Das Direktorium hat Unabhängigkeit gegenüber dem Bundesrat und der veröffentlichen Meinung bewiesen. So sollte jede Notenbank aufgestellt sein. Von der Abhängigkeit von den globalen Finanzmärkten konnte sich die SNB natürlich nicht befreien. Ihre Aufgabe ist nun komplizierter als vorher, da sie immer wieder überlegen muss, an welchen Währungen sie sich orientieren will und ob sie Kurspflege betreiben soll oder nicht. Auch für die SNB gilt, dass mehr Freiheit das Leben nicht unbedingt einfacher macht.

Dieser Artikel erschien in der «Zürcher Wirtschaft» vom 12.03.2015.