Der Entscheid der Nationalbank vom 15. Januar, den Mindestkurs des Schweizerfranken zum Euro aufzuheben, und die damit verbundene Aufwertung hinterlassen deutliche Spuren. Trotzdem ist Panikstimmung weder gerechtfertigt noch hilfreich. Einerseits war die Abkehr vom Mindestkurs im volatilen europäischen Umfeld nicht mehr abzuwenden – es war die einzig ökonomisch sinnvolle Option für die Notenbank – und zweitens gibt es durchaus gute Möglichkeiten für den Umgang mit einem starken Schweizerfranken. Zehn Thesen für den Umgang mit dieser Situation:

  1. Eine unabhängige SNB sichert Stabilität.
    Die Unabhängigkeit der Notenbank ist der beste Garant für langfristig stabile monetäre Verhältnisse und einer der wichtigsten Standortvorteile der Schweiz.
  2. Die harte Währung beschleunigt den Wandel
    Die Wirtschaft und besonders der Dienstleistungssektor ist gefordert, den Wandel hin zu Bereichen mit hoher Wertschöpfung aktiv mitzugestalten. Nur die qualitativ besten, innovativsten Angebote können langfristig den Wohlstand in der Schweiz sichern.
  3. Die starke internationale Verflechtung hilft dem Standort.
    Viele Vorleistungen in der Industrie werden aus dem Ausland bezogen und verbilligen dadurch die Produktionskosten.
  4. Der Zugang zum EU-Binnenmarkt ist zentral.
    Die Sicherstellung des Marktzuganges zum europäischen Binnenmarkt bleibt von zentraler Bedeutung.
  5. Freihandel stärkt den Wettbewerb.
    Eine konsequentere Marktöffnung auch im Agrarbereich, z.B. die Durchsetzung des Cassis-de-Dijon Prinzips, und ein zügiger Ausbau von Freihandelsabkommen stärkt auch den Wettbewerb im Inland.
  6. Konjunkturpakete sind schädlich.
    Umfangreiche konjunkturpolitische Massnahmen sind weder notwendig, noch erfolgsversprechend. Mit der Arbeitslosenversicherung und der Schuldenbremse hat die Schweiz zwei gute und automatische Systemstabilisatoren.
  7. Regulierungen bremsen das Wachstum.
    Administrative Kosten in der Höhe von 5% des BIP könnten mit einem zügigen Abbau von Regulierungen eingespart werden –durch standardisierte Berechnungen, eine unabhängige Prüfstelle und klare Abbauziele.
  8. Kapitalsteuern verbrauchen Substanz.
    Negativzinsen und Vermögenssteuern zehren an der Substanz der Vermögen und mindern die Investitionsanreize. Eine umfassende Konsumbesteuerung wäre sinnvoller.
  9. Die Sozialwerke sind nicht nachhaltig finanziert.
    Für die langfristige soziale Stabilität muss auf die Finanzierbarkeit der Sozialwerke geachtet werden. Das Rentenalter sollte an die Lebenserwartung gekoppelt werden.
  10. Die Konsumenten werden real reicher.
    Die Bürger sind nicht nur Arbeitnehmer, sondern auch Konsumenten. Als solche gehören sie zu den Gewinnern der Frankenstärke, denn sie können sich mit dem gleichen Lohn mehr leisten als bisher.

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