Das heutige Weltwährungssystem zeichnet sich durch eine Vielzahl von Wechselkursarrangements aus. Es gibt nicht einfach nur flexible und feste Wechselkurse, sondern das Bild ist wesentlich komplexer. Abgesehen von den Leitwährungen Dollar und Euro, deren Mitgliedländer über eine Währungsunion miteinander verbunden sind, gibt es bei den Wechselkursen noch viele Mischsysteme:

Der Euro im Weltwährungssystem | Avenir Suisse

Im heutigen Weltwährungssystem gibt es sehr viele Wechselkursarrangements. Die breite Palette lässt den Schluss zu, dass kein Regime per se dem andern überlegen ist.
(Bild: ©Fotolia/Markus Mainka)

  • «Currency Board»: Sie stehen einer Währungsunion am nächsten. Es gibt zwar noch ein nationales Zahlungsmittel, das aber steht in einem festen Austauschverhältnis zur Ankerwährung, und die monetäre Basis der Notenbank darf nur im Gleichlauf mit den Devisenreserven des Landes variieren.
  • «Anpassungsfähiger Festkurs»: Bei den anpassungsfähigen Regelungen wird der Leitkurs periodisch aufgrund der Inflationsdifferenzen angepasst. Als Referenzwährung dient dabei häufig ein Währungskorb, der sich aus den für das jeweilige Land wichtigsten Handelswährungen zusammensetzt.
  • «Bandbreitensystem»: Der Wechselkurs variiert innerhalb festgelegter Grenzen, die von der Notenbank durch Interventionen verteidigt werden. Ein Beispiel hierfür ist der Wechselkursmechanismus II im Rahmen des Europäischen Währungssystems. Nach dem Beitritt von Lettland und Litauen zum Euro praktiziert zurzeit nur noch Dänemark dieses Wechselkursregime.
  • «Floating»: In einem solchen System ist der Wechselkurs grundsätzlich flexibel. Die Erfahrung hat aber gezeigt, dass die Notenbanken auch in solchen Fällen am Devisenmarkt stets präsent sind und nach Gutdünken intervenieren.

 Welches Wechselkursregime?

Die Wahl des Wechselkurssystems steht nach den Statuten des Internationalen Währungsfonds (IMF) jedem Mitgliedland frei. Es muss aber jährlich seine Wechselkursregelung bekanntmachen. Von den insgesamt 190 IMF-Mitgliedern praktizierten zuletzt 92 Länder feste Wechselkurse, 32 verschiedene Mischsysteme und 66 flexible Wechselkurse. Zu den Ländern mit flexiblen Wechselkursen werden auch die Mitglieder der Eurozone gezählt, da der Euro gegenüber anderen Währungen frei schwankt. Gleiches gilt auch für den Dollar und den Yen.

Auch im heutigen global vernetzten Finanzsystem unterliegt die Wahl des Wechselkurssystems dem bekannten währungspolitischen Trilemma. Feste Wechselkurse, freier Kapitalverkehr und eine unabhängige Geldpolitik sind für jede Volkswirtschaft wünschbare Ziele, aber es können jeweils nur zwei davon gleichzeitig verfolgt werden. So sind etwa feste Wechselkurse bei freiem Kapitalverkehr nur aufrecht zu erhalten, wenn im Konfliktfall auf die autonome Geldpolitik verzichtet wird. Im Weiteren ist für Glaubwürdigkeit jedes Wechselkursregimes die Reputation der Notenbank zentral. Auch dies setzt Änderungen von einmal gewählten Wechselkursregelungen gewisse Grenzen.

Gleichwohl zeigt eine wissenschaftliche Untersuchung von Klein/Shambaugh bei 125 Ländern für den Zeitraum von 1973-2004, dass diese ihre Wechselkursregime im Schnitt alle fünf Jahre geändert haben. Und ein Blick in die Währungsgeschichte lehrt, dass selbst die Auflösung von Währungsverbünden oder der Austritt einzelner Mitgliedsländer nicht ungewöhnlich sind. Man erinnere sich an Italien, das 1992 das Europäische Währungssystem verliess, um eine Abwertung der Lira um 30% gegenüber den Währungen der wichtigsten Handelspartner vorzunehmen.

Gibt es ein optimales Wechselkurssystem?

Die breite Palette von Wechselkursregelungen lässt den Schluss zu, dass kein Regime per se dem andern überlegen ist. Es kommt letztlich darauf an, ob sich die gesamtwirtschaftlichen Oberziele wie Preisstabilität, hohe Beschäftigung, angemessenes Wachstum und Leistungsbilanzgleichgewicht besser mit festen oder flexiblen Wechselkursen realisieren lassen. Die Rahmenbedingungen können sich im Zeitablauf verändern, wie gerade die Schweiz in ihrer Geschichte mehrmals erfahren musste.

Grundsätzlich sind stabile Wechselkurse mit den wichtigsten Handelspartnern erstrebenswert. Zu den Vorteilen einer Währungsunion zählen der Wegfall der Wechselkursunsicherheit und der Transaktionskosten. Negativ zu Buche schlägt, dass der Wechselkurs nicht mehr als Anpassungsinstrument bei ernsthaften gesamtwirtschaftlichen Störungen dient. Stabilität kostet also auch etwas.

Die in den die 1960er-Jahren entstandene Theorie der optimalen Währungsräume nennt die Bedingungen für eine erfolgreiche Währungsintegration: Nur Länder mit hoher Faktormobilität, flexiblen Arbeitsmärkten und einer diversifizierten Wirtschaftsstruktur können langfristig auf den Wechselkurs als Anpassungsinstrument verzichten und eine Währungsunion bilden.

Wie weiter mit der Eurozone?

Die Schaffung der Europäischen Währungsunion ist das beste Beispiel dafür, dass die Wahl eines Wechselkurssystems kaum je nach einem rein ökonomischen Kosten-Nutzen-Kalkül erfolgt. Man wusste von vornherein, dass die Eurozone keinen optimalen Währungsraum bilden würde. Trotzdem entschied sich die Politik (gegen den Rat der meisten Ökonomen) für das Projekt, in der Hoffnung, dass sich von selbst eine konvergente Wirtschaftsentwicklung ergeben werde. Das war ein Trugschluss.

Auch wenn der Grexit vorerst vermieden werden konnte, sind die Konstruktionsmängel des Euro offenkundig. Entweder muss der Ordnungsrahmen der Europäischen Währungsunion – neben der strikten Einhaltung der schon bestehenden Regeln – um eine Insolvenzordnung für Staaten und ein geregeltes Ausschlussverfahren für fehlbare Mitgliedsländer ergänzt werden, oder die Währungsunion muss zu einer politischen Union mit einem zentralen Haushalt und eigenen fiskalischen Kompetenzen weiterentwickelt werden. Durchwursteln wie bisher kann keine Strategie sein.