Nach der Katastrophe von Fukushima konzentrieren sich weltweit alle auf die Frage «Kernenergie ja oder nein?». Dabei zeigt Fukushima doch vor allem eines: Dass Grösse gefährlich ist, dass die Risiken mit der Grösse wachsen, und zwar überproportional, und dass dezentrale Lösungen zwar weniger effizient sein mögen, aber unter anderem wegen der Risikostreuung doch  menschengerechter sind. Gerade nach der leidvollen Erfahrung mit Banken, die «too big to fail» sind, nach der Krise des Euro, die auch einer zu grossen, nicht sachgerechten Konstruktion geschuldet ist, müsste – und dürfte – die Einsicht wachsen, dass auch für Technologien gilt: «Size matters». Fast jeder Fortschritt bringt neue Risiken mit sich. Eine Lehre von Fukushima könnte lauten, dass man den Fortschritt gewiss nicht bremsen oder gar stoppen sollte, aber dass man trotz noch so geringer Eintretenswahrscheinlichkeit von Unfällen versucht, die Grösse des Schadens zu begrenzen, wenn er denn doch eintritt: durch Dezentralisierung, durch Kleinheit – und dies bei Kernkraftwerken ebenso wie bei Staudämmen, bei Banken ebenso wie bei Staaten.


Dieser Artikel erschien im NZZ-Folio vom 04. April 2011