Wenn es darum geht, zusätzliche Umverteilung zu fordern, wird oft auf die bequeme Lage des einen Prozents der Meistverdienenden verwiesen, jene happy few, die zumindest materiell die oberste Sprosse der sozialen Leiter besetzen. Dabei geht aber gerne vergessen, dass unser Steuersystem die hohen Einkommen und Vermögen bereits heute mit einer Vielzahl von progressiv gestalteten Steuern zur Kasse bittet.

Ungenaue Datenlage zur Einkommensverteilung

Wie viel genau das ist, lässt sich allerdings nicht leicht sagen: die gängigen Statistiken zur Einkommensverteilung – beispielsweise die SILC-Statistik des Bundesamtes für Statistik – beruhen auf Stichproben-Erhebungen, die selten mehr als wenige tausend Befragte umfassen. Davon gehören also nur wenige Dutzend zum besagten obersten Perzentil.

Schränkt man jedoch die Analyse auf die direkte Bundessteuer und die kantonalen Vermögenssteuern ein, liefern die Daten der Eidgenössischen Steuerverwaltung einen Einblick in die Steuerbelastung der Top-Einkommen. So erwirtschafteten im Jahr 2012 die 100’000 bestverdienenden Einzelpersonen und Ehepartner 17% des steuerbaren Einkommens, waren jedoch für fast die Hälfte der insgesamt 6,6 Milliarden Einnahmen der direkten Bundessteuer verantwortlich. Der Ertrag der kantonalen Vermögenssteuern fiel noch konzentrierter aus: hier leisteten die 10’000 vermögendsten Steuerzahler 37% des Steuerertrages.

Gini-Koeffizient zeigt Umverteilung

Die Verteilung der Steuerbelastungen lässt sich auch mit dem sogenannten Gini-Koeffizienten beschreiben. Dabei handelt es sich um ein statistisches Mass, das den Wert von 0 annähme, wenn alle Steuerpflichtigen gleich viel Steuern entrichten würden, beziehungsweise einen Wert von 100, wenn ein einziger Steuerzahler sämtliche Steuererträge berappen würde. Im Jahr 2012 betrug der Gini-Koeffizient der direkten Bundessteuererträge hohe 75,9. Damit sind diese Steuererträge wesentlich konzentrierter als die steuerbaren Einkommen, die einen Gini-Koeffizienten von 35,3 aufweisen. Bei der Vermögenssteuer beträgt der Gini-Index der Steuereinnahmen gar 93,8. Allerdings sind hier die steuerbaren Vermögen ebenfalls stärker konzentriert (siehe Grafik).

Wer also behauptet, die Reichen würden ihren «fairen Anteil» an der Steuerlast nicht beitragen, hat weitgehend recht: Zumindest auf Bundesebene leistet das eine Prozent deutlich mehr.