Die gute Nachricht: in der Schweiz stimmen die Perspektiven für die Jugend. Sie gibt sich aber auch vergleichsweise bescheiden: Mehr als drei Viertel der 18- bis 24-Jährigen in der Schweiz sind laut dem CS-Jugendbarometer glücklich, wenn sie ein «gleich gutes» Leben wie ihre Eltern führen können. Die Jugend in der Schweiz ist nicht apolitisch, aber sie rebelliert auch kaum. Die Kinder der Babyboomer geniessen heute vorwiegend jene Freiheiten, die letztere sich gestern, nicht selten auf der Strasse – und gegen die Spiessergesellschaft –, erkämpfen mussten. Viele von ihnen sind Wunschkinder,die flexibel und zielsicher die Chancen der Wohlstandsgesellschaft nutzen. Der Übergang von der Schule in die Arbeitswelt funktioniert, und die Ausbildung richtet sich stark auf ihre Bedürfnisse aus.

Die schlechte Nachricht: die intensive Diskussion über die Folgen der demographischen Alterung unserer Gesellschaft kommt nur bedingt bei ihnen an. Der Anteil Jugendlicher, der etwa die wachsende Anzahl der Pensionäre als sehr grosses Problem für Vorsorgesysteme und gesellschaftliches Klima beurteilt, steigt nicht – und das, obwohl die Altersvorsorge seit Jahren eine der Hauptsorgen junger Menschen ist. Junge Menschen hinterfragen das System selten bis gar nicht – die Zeichen stehen vielmehr auf Bewahrung. Und so unterschätzen die Jugendlichen aus ihren bisherigen Lebenserfahrungen heraus, dass sie den Status quo – etwa im Rentensystem oder in der Gesundheitsversorgung – nicht einfach durch eine gute Ausbildung werden sichern können.

Sie hinterfragen ausserdem ihren Bedarf nach Sicherheit zu wenig auf Machbarkeit im politischen und gesellschaftlichen Kontext hin. Mit anderen Worten: der Protest der Jugend gegen die gegenwärtige Umverteilung ist aktuell nicht politisierbar. Da über die Zukunft heute entschieden wird, laufen die Jungen also Gefahr, dabei schlicht vergessen zu werden.

Lukas Golder ist Politik­ und Medienwissenschafter sowie Co­Leiter und Mitglied des Verwaltungsrats von gfs.bern.

Die Generation der Babyboomer geht in Rente. Dies wird vielfältige Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft in der Schweiz haben. In einer Serie unter Projektleitung von Daniel Müller-Jentsch und in Zusammenarbeit mit der Zeitschrift «Schweizer Monat» veröffentlichen wir in den Sommerwochen verschiedene Beiträge zum Thema.