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CO2-Zertifikat
Der CO2-Zertifikatehandel als Instrument der Umweltpolitik zur Internalisierung von externen Effekten
Der CO2-Zertifikatehandel ist ein Instrument der Umweltpolitik, um dem Verbraucherprinzip bei CO2- Emissionen gerecht zu werden und damit externe Effekte zu internalisieren. In der Schweiz wurde ein solches Emissionshandelssystem (EHS) im Jahr 2013 eingeführt (Cap-and-Trade System). Zu diesem Zweck setzte das Bundesamt für Umwelt (BAFU) für die Periode 2013-2020 jährliche Emissionsobergrenzen (Cap) fest. Auf Basis dieser maximal möglichen Ausstossmenge werden jährlich CO2-Zertifikate definiert und über ein Effizienz-Benchmarking gratis an die Teilnehmer des EHS vergeben. Ein Teil der Emissionsrechte wird zusätzlich versteigert. Von der Gratis-Vergabe profitieren CO2-effiziente Unternehmen, da ihnen mehr Zertifikate zugeteilt werden, als sie für die Abdeckung ihrer Emissionen benötigen. Diese können sie denjenigen Unternehmen, deren Emissionsrechte nicht ausreichen, verkaufen (Trade). Sind für ein Unternehmen die Kosten der Vermeidung von CO2-Emissionen tiefer als der Preis zusätzlicher Zertifikate, hat das Unternehmen einen starken Anreiz, seinen CO2- Ausstoss zu senken. So werden die Emissionen dort reduziert, wo die Vermeidungskosten am tiefsten sind. Gleichzeitig muss der Staat «nur» die Menge festlegen, während sich der Preis für die Zertifikate anschliessend am Markt bildet.

In der Schweiz sind grosse, treibhausgasintensive Unternehmen verpflichtet, am Emissionshandel teilzunehmen (Schwelle: Gesamtfeuerungswärmeleistung von 20 Megawatt). CO2- intensive Unternehmen sind vorwiegend in den Sektoren Zement, Chemie, Pharma, Raffinerien, Papier, Fernwärme oder Stahl tätig. Mittlere Unternehmen können sich freiwillig dem Zertifikathandel anschliessen. Die im EHS erfassten Unternehmen werden im Gegenzug von der CO2-Abgabe befreit. Emittiert ein Unternehmen im gesamten Jahr mehr CO2 als es aufgrund seiner CO2-Zertifikate dürfte, muss es pro Tonne CO2 eine Busse von 125 Fr. bezahlen und die fehlenden Zertifikate im Folgejahr nachreichen. Die EU führte bereits 2005 ein CO2-Zertifikatesystem ein. Ein Anschluss des Schweizer Systems an dasjenige der EU wäre machbar und würde die Liquidität im Markt – zurzeit sind in der Schweiz nur 55 Unternehmen zur Teilnahme am EHS verpflichtet – vergrössern. Dies würde auch zu stabileren Preisen führen. Verhandlungen mit der EU zur Verknüpfung der beiden EHS sind im Gange.

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