GA SBB

Die aktuellen Ergebnisse des Mikrozensus zur Mobilität zeigen, dass die Verkehrsnachfrage in der Schweiz unablässig zunimmt, vor allem beim Bahnverkehr. Durch eine stetig wachsende Bevölkerung und die gleichzeitige Zunahme der Mobilität pro Einwohner stossen das Strassen- und das Schienensystem an ihre Kapazitätsgrenzen. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich jedoch, dass die Flaschenhälse auf bestimmte Strecken und auf die Stosszeiten beschränkt sind. Eng wird es auf den Strassen und in den Zügen vor allem während der Rush-Hour des Berufsverkehrs (morgens und nachmittags an den Werktagen) sowie zu den Spitzenzeiten des Freizeitverkehrs am Wochenende.

Da die Kapazität der Infrastruktur auf die Verkehrsspitzen ausgerichtet ist, gibt es zwei Möglichkeiten, mit der «Peak-Time»-Problematik umzugehen: Entweder man investiert Milliardenbeträge in den Kapazitätsausbau oder man versucht, einen Teil des Verkehrs durch «Mobility-Pricing» auf die Talzeiten umzulenken.

Beim Strassenverkehr würde eine zeitliche Differenzierung der Preise komplexe neue Zahlungssysteme (Maut) erfordern, aber im ÖV liessen sich solche Änderungen leicht einführen. Eine zeitliche Staffelung der Billet-Tarife wird von Experten schon lange gefordert, war politisch bisher aber nicht durchsetzbar. Eine bescheidene Ausnahme ist die Tageskarte der SBB, die etwa 15% billiger ist, wenn man die Reise erst nach 9 Uhr morgens antritt. Eine andere ist das Gleis-7-Abo, mit dem Jugendliche unter 25 Jahren in Kombination mit einem Halbtax-Abo ab 19 Uhr in der 2. Klasse gratis fahren können.

Es scheint an der Zeit, dieses sinnvolle Prinzip auf weitere Bereiche auszudehnen und am einfachsten wäre dies beim Generalabonnement (GA) der SBB. Es gibt inzwischen über 400‘000 GA-Besitzer, doppelt so viele wie noch vor 20 Jahren. Dabei profitieren Personen über 65 Jahren von einem Sondertarif: Das «Senioren-GA» für die 1. Klasse ist 21% und jenes für die 2. Klasse gar 24% billiger als das reguläre GA. Diese Preisvergünstigung sollte an die Bedingung geknüpft werden, dass das Senioren-GA nicht in den Stosszeiten verwendet werden darf – zumal Rentner zeitlich besonders flexibel sind.

Da das Seniorenprivileg im öffentlichen Verkehr sozialpolitisch ohnehin fragwürdig ist, wäre es verkehrspolitisch konsequent, gleich einen Schritt weiter zu gehen: Die SBB sollte das Senioren-GA vollständig abschaffen und durch ein vergünstigtes «Talzeiten-GA» ersetzen, das all jene kaufen könnten, die bereit sind, Nutzungsbeschränkungen während der Verkehrsspitzen zu akzeptieren. Dies wäre ein einfacher, aber substanzieller Schritt hin zum Mobility-Pricing.