Eine Reihe unterschiedlicher Studien schätzen das technische oder langfristige Ausbaupotenzial erneuerbarer Energien in der Schweiz.. Die Resultate weisen insgesamt eine hohe Korrelation auf. So zeigt sich bei der Mehrheit der Studien, dass das weitaus grösste Ausbaupotenzial in der Schweiz bei der Photovoltaik (PV) liegt. Ihre jährliche Produktionsmöglichkeit wird auf bis zu 20 TWh pro Jahr veranschlagt. Zum Vergleich: Schweizer Kernkraftwerke produzieren jährlich etwa 26 TWh Strom. Deutlich weniger optimistisch sind dagegen die Potenzialschätzungen bei der Windkraft: Keine der Studien geht von einem Potenzial über 4 TWh aus. Dies hängt in erster Linie damit zusammen, dass in der Schweiz ausreichende (windstarke) Standorte fehlen. In etwa ähnlicher Grössenordnung sind die Potenzialschätzungen für Biomasse, leicht darunter jene für den Ausbau der (Klein-)Wasserkraft. Lediglich eine Studie vermutet für die längere Frist ein besonders hohes Potenzial bei der Geothermie, was auf die hohe Unsicherheit bei dieser Technologie in der Schweiz hinweist. Will die Schweiz eine Energiewende mit inländischer Produktion aus erneuerbaren Quellen schaffen, dann müsste sie theoretisch vor allem auf den Ausbau der PV setzen. Doch trotz Lernkurven und Skaleneffekten bleibt diese im Vergleich zu den Marktpreisen oder etwa den Gestehungskosten von Windkraft relativ teuer. So veranschlagt eine neue Studie aus Deutschland die Produktionskosten der Onshore-Windenergie auf 0,06 bis 0,08 EUR/kWh.b Dagegen werden die Gestehungskosten an Standorten in Süddeutschland (typische Einstrahlung auf eine optimal ausgerichtete PV-Anlage) bei PV-Kleinanlagen auf 0,14 bis 0,16 EUR/kWh und bei PV-Freiflächenanlagen auf 0,13 bis 0,14 EUR/kWh geschätzt. Im Rahmen der kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) wird in der Schweiz die PV heute mit etwa 0,28 bis 0,49 Franken/kWh abgegolten. Sowohl die PV-Kostenschätzungen des Fraunhofer- Instituts als auch die KEV-Ansätze in der Schweiz liegen damit deutlich über den Preisen am Markt, wo die Spitzenlast derzeit unter 0,10 Franken/kWh gehandelt wird. Wann die PV-Kosten Marktniveau erreichen, bleibt ungewiss. Einerseits könnte günstiges Gas auch längerfristig für tiefe Strommarktpreise sorgen. Anderseits deutet einiges darauf hin, dass die Dynamik weiterer Kostensenkungen abflacht. Denn im Moment bieten einige PV-Anbieter ihre Anlagen zu künstlich tiefen Preisen – etwa zu Grenzkosten – am Markt an, um die Produktionskapazitäten auszulasten.

Dieser Artikel erschien zusammen mit Anliegen einer internationalen und marktlichen Energiestrategie und Boom beim unkonventionellen Gas .

Dieser Artikel erschien in «Die Volkswirtschaft» vom November 2012.