Gemäss Baudirektion verfügt der Kanton Zürich über «grosses Potenzial an nicht genutzter, erneuerbarer Energie». Seit kurzem im Fokus steht die Windenergie mit 120 grossen Anlagen an 46 möglichen Standorten. Die Rede ist von kleineren Windfarmen mit Höhen von bis zu 235 Metern. Eine Überlagerung der durch den Kanton Zürich identifizierten Windpotenzialgebiete und der im Auftrag des Bundesamtes für Energie erstellten Karte zeigt nur wenig Gemeinsamkeiten. Die Zürcher scheinen mehr Wind zu messen als der Bund, die Potenziale werden optimistischer eingeschätzt.

Dies ist betriebswirtschaftlich relevant. Wohl mögen die eruierten Windkraft-Standorte im Kanton Zürich zu den besten gehören, doch das Potenzial dürfte verblassen angesichts des Ertrags anderer Lokalitäten. So schreibt die Axpo – an der der Kanton Zürich zu knapp 37% beteiligt ist –, dass in der Schweiz «nebst den Jurahöhen und dem westlichen Mittelland vor allem in den Voralpen und Alpen» geeignete Standorte zu finden seien. Keine Rede vom Kanton Zürich. Der internationale Vergleich zeigt vollends die Absurdität des zürcherischen Ansinnens, denn die nötige, konstante steife Brise weht weit nördlich von uns im Meer und nicht zwischen Laufen-Uhwiesen und Rüti.

Ein Investor wird Windturbinen dort aufstellen, wo der Energieertrag hoch ist, die Aufwände gering sind (indem z.B. ganze Windparks erstellt werden können) und das Bewilligungsverfahren zügig durchlaufen werden kann. Nach heutiger Ausgangslage sind dies keine Voraussetzungen, die für den Windstandort Zürich sprechen. Die Versuchung wird deshalb gross sein, den gemachten Ankündigungen mangels Investoreninteresse auf politischem Wege Taten folgen zu lassen.

Forderungen nach staatlichem Durchgriff

Ein Szenario leitet sich aus dem Verhalten des Zürcher Kantonsrates ab. In der aktuellen Gemengelage des Energiemarktes und vor dem Hintergrund des Klimaziels nehmen die Forderungen zu, den staatlichen Durchgriff zu verstärken. So haben sich kürzlich mehrere Fraktionen gegenseitig überboten, wer den planwirtschaftlicheren Ansatz zur Stromversorgung verlangt. Stellte sich der Regierungsrat bisher zurecht gegen eine (weitere) Verpolitisierung seiner Anteile an den Elektrizitätsunternehmen Axpo und EKZ, dürfte dies bald der Einsicht weichen, dass man auf diesem Wege bequem zu neuen Windrädern kommt: Die Politik befiehlt kurzerhand den Staatsunternehmen, entsprechend zu investieren. Dabei ist aber weder den Unternehmen selbst noch den Strombezügern geholfen. Denn der so via kantonale Windkraft produzierte Strom wäre teuer, da vergleichsweise ineffizient erzeugt. Die gleiche Turbine an anderer Stelle würde mehr Ertrag abwerfen. Wer also trägt die möglichen Kosten der Differenz zum Marktpreis?

Hohe Elektrizitätspreise

Dies können entweder die Unternehmen selbst sein, ihre Rendite würde geschmälert, im schlimmsten Fall wären sie gar auf die Hilfe des Kantons bzw. der Steuerzahlenden angewiesen. Oder der so erzeugte Strom beglückt zwangsweise – aufgrund des Gebietsmonopols – die kantonalen Stromkonsumierenden, die sich mit höheren Elektrizitätspreisen abfinden müssten. So oder so: Letzten Endes werden es die Bürgerinnen und Bürger des Kantons sein, die die Last zu tragen haben.

Was bleibt vom neuesten energiepolitischen Vorstoss der Zürcher Regierung am Schluss? Bestenfalls nur heisse Luft, im schlechtesten Falle ungedeckte finanzielle Kosten.