Der Hochschulstandort Schweiz geniesst weltweit einen ausgezeichneten Ruf. Doch diese Stellung wird zunehmend teuer erkauft. Finanzielle Fehlanreize haben in den letzten Jahren Doppelspurigkeiten gefördert, und regionale Ansprüche werden oft über eine der Exzellenz verpflichtete Bildungspolitik gestellt. In der Folge droht eine Nivellierung der Qualität. Avenir Suisse zeigt mit einem 10-Punkte-Programm, wie die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Hochschulen gestärkt werden kann.

Seit der Jahrtausendwende sind die öffentlichen Ausgaben für Forschung und Lehre an den Schweizer Hochschulen um 70% gewachsen – also in einem weit grösseren Umfang als der Gesamthaushalt oder das BIP. Der globale Wettbewerb unter den Top-Universitäten intensiviert sich und die kritische Masse für Spitzenforschung steigt. Angesichts Demografie-bedingter Mehrkosten in den öffentlichen Haushalten werden die aktuellen Wachstumsraten in der Hochschulfinanzierung nicht aufrecht zu erhalten sein. Für die Innovationskraft und den Wohlstand der Schweiz ist es jedoch entscheidend, dass der Hochschulraum seine internationale Position behauptet und ausbaut. Gefordert ist deshalb eine Bündelung der Kräfte – und weniger ein Leistungsausbau aufgrund regionalpolitischer Interessen.

In der Publikation «Exzellenz statt Regionalpolitik im Hochschulraum Schweiz» präsentiert Avenir Suisse mit seinen Autoren Matthias Ammann, Patrik Schellenbauer und Peter Grünenfelder ein 10-Punkte-Reformprogramm zur langfristigen Stärkung des Hochschulsystems:

  • Mehr Spielraum: Die Hochschulen brauchen organisatorische und finanzielle Beweglichkeit, um die Verantwortung für die strategische und operative Führung tragen zu können. Hochschulräte werden mit Personen aus Wissenschaft, Wirtschaft oder Gesellschaft besetzt, nicht mit Politikern.
  • Klare Akkreditierungskriterien: Die Anerkennung und Beurteilung von Hochschulen erfolgt nach einheitlichen Qualitätsstandards und schliesst politische Einflussnahme aus. Zusätzlich wird die Unabhängigkeit der Akkreditierungsagentur gestärkt und der Anteil ihrer Mitglieder aus dem Ausland erhöht.
  • Weniger Grundausstattung durch den Bund: Die Grundfinanzierung des Bundes wird stufenweise reduziert, um die Fehlanreize in den Kantonen zur unspezifischen Ausdehnung des Bildungsangebots zu beseitigen. Frei werdende Mittel fliessen in die bereits bestehenden Förderagenturen (Schweizerischer Nationalfonds und Innosuisse), wo sie wettbewerblich vergeben werden.
  • Öffnung des Nationalfonds: Der Schweizerische Nationalfonds wird gegenüber privaten Forschungsinstitutionen geöffnet und die unterstützte Forschung an Exzellenzkriterien ausgerichtet.
  • Ausbau der Drittmittelfinanzierung: Hochschulen werben mehr private Drittmittel an, weil projektbezogene Auftragsforschung eine wichtige Verbindung zu Privatwirtschaft und Gesellschaft herstellt. Die Transparenz über Sponsoringverträge wird durch einen «Code of Conduct» gewährleistet.
  • Bessere Anreize für Studierende: Die Studiengebühren werden massvoll erhöht, um das Bewusstsein über die Bedeutung der Studienwahl zu schärfen. Langfristig sollte das Hochschulsystem über ein Voucher-System oder ein Bildungskonto finanziert werden. Der Wechsel von Angebots- zur Nachfragefinanzierung liesse Studierende bewusster mit den eingesetzten Mitteln umgehen.
  • Bessere Selektion: Geeignete Instrumente und Verfahren (z.B. Eignungsabklärungen) unterstützen die Studierenden bei der Wahl der für sie passenden Ausbildung. Auf Masterstufe werden Talente mit speziellen Studiengängen gefördert.
  • Transparenz über die Lehre: Die Hochschulkonferenz stellt die Transparenz über die Qualität in der Lehre sicher. Das neue Instrument orientiert sich unter anderem an Absolventenbefragungen und ermöglicht Vergleiche zwischen den Hochschulen.
  • Talentimport oder Bildungsexport: Die Hochschulen setzen auf eine bewusste Strategie: Beim Talentimport sollen herausragende Talente in der Schweiz ausgebildet und im Schweizer Arbeitsmarkt gehalten werden. Beim Bildungsexport steht die Wertschöpfung der Hochschulen als Bildungsdienstleister im Vordergrund.
  • Öffnung des Arbeitsmarkts für Talente: Ausländische Hochschulabsolventen in Bereichen mit Fachkräfteknappheit fallen nicht mehr unter das Drittstaatenkontingent und erhalten Zugang zum Schweizer Arbeitsmarkt.

Videoaufzeichnung der Medienkonferenz am 17. Januar 2018