Die Schweiz befindet sich entgegen ihrem Image auf dem besten Wege, nicht eine «Föifer und Weggli»-Strategie zu verfolgen, sondern Nachteile zu kombinieren, Nachteile, die sich aus einer doppelten Fehleinschätzung ergeben, der vermeintlichen Ohnmacht der Kleinheit und der genauso unzutreffenden Allmacht der Selbständigkeit. Sie verkennt den Nutzen der Offenheit und verliert dabei Freunde und Alliierte. Gleichzeitig scheut sie sich aber davor, ihre Interessen im Ausland energisch wahrzunehmen. Lieber übertrifft sie unreflektiert die Vorgaben anderer Länder und zerstreitet sich gleichzeitig im Innern über Verteilungsfragen. Als Kleinstaat, der auf eine – wenn auch begrenzte – Selbständigkeit pocht, müsste sie stattdessen Freundschaften pflegen und die Vorteile der Kleinheit wie Effizienz, Innovationskraft und Schnelligkeit nutzen.
Bürger, Wirtschaft und Politik müssten wieder mehr an einem Strick ziehen. Die Wirtschaft darf die nationale Kohäsion allerdings nicht erreichen wollen, indem sie Abstriche an der marktwirtschaftlichen Ordnung anbietet, die die Schweiz zum Erfolg geführt hat. Angesichts des Gegenwindes, der der Schweiz aus mehreren Richtungen aus dem Ausland entgegenweht, wird klar: Die Schweiz muss Reformen anpacken, um windschnittiger zu werden. Sie muss Ballast in Form von Überregulierungen abstreifen, sie muss offen bleiben für neue Technologien und neue Arbeitsmodelle. Ob es um die Altersvorsorge geht oder den Föderalismus, um Steuern oder die Energie – was uns fehlt, ist eine dynamische Vorwärtsstrategie.
Dieses «avenir sélection» enthält eine Auswahl von Beiträgen aller Projektleiter zu Schwerpunktthemen von Avenir Suisse, die wir 2014 publiziert haben. Einige enthalten sehr konkrete Empfehlungen, andere bewegen sich auf einer grundsätzlicheren Flughöhe. Aber alle wollen Anregungen aus einem liberalen Blickwinkel geben, damit die Schweiz nicht nur eine beneidenswerte Vergangenheit hat, sondern auch zuversichtlich in die Zukunft blicken kann.
«avenir aktuell», «avenir spezial» und «avenir sélection»
Zwar gilt es immer noch, Gedanken zu Papier zu bringen – doch über Aktuelles informiert heutzutage zunehmend das Internet. Aus diesem Grund haben wir beschlossen, bei unseren Broschüren die Akzente etwas anders zu setzen. Statt wie bisher dreimal im Jahr wichtige Online-Texte, Zeitungsartikel und Interviews im «avenir aktuell» zusammenzufassen, wollen wir das fortan nur noch einmal im Jahr in der neuen Broschüre «avenir sélection» tun. Die erste Ausgabe erscheint als Beilage zum Tätigkeitsbericht 2014.
Ausserdem werden wir weiterhin − und sogar noch öfter als bisher − in unregelmässigen Zeitabständen ein «avenir spezial» publizieren, mit zum Teil eigens für diese Broschüre verfassten Beiträgen zu einem Spezialthema, das die Schweiz bewegt.