Während des Wirtschaftsbooms zwischen den 1950er und den 1970er Jahren waren Akademiker auf dem Arbeitsmarkt eine knappe Ressource. Deshalb traf der Bund Massnahmen, insbesondere im Stipendienwesen, um Studienwillige für ein Studium zu gewinnen (Stipendienartikel BV 1963) und universitäre Ausbildungskapazitäten zu steigern (nationales Hochschulförderungsgesetz von 1968). Um das Defizit zu überbrücken, wurden vermehrt auch Frauen gefördert. Daneben begünstigte der wachsende Wohlstand die rasante Entwicklung der Studierendenanzahl.

Durch die Expansion des Bildungswesens haben sich Ausbildungsdauer und -niveau in der Schweiz markant erhöht. Die wohl wichtigste Veränderung im Bildungsbereich war die Angleichung der Chancen zwischen Frauen und Männern sowie zwischen den sozialen Schichten. Dadurch wurde es Frauen ermöglicht, sich besser in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

Heute weist die Schweiz im europäischen Vergleich nach Schweden die höchste Arbeitsmarktbeteiligung von Frauen auf. (Quelle: Bestand 180 Schweizer Verband Volksdienst [SV Group], F-00581-21)

Frauenbild im Wandel

Trotzdem war die Integration in den Arbeitsmarkt nicht einfach. Die damalige Vorstellung der Gesellschaft ging davon aus, dass Mütter und Ehefrauen sich um Kinder und Haushalt kümmern müssten. Erst die Emanzipationsbewegung der 1970er Jahre führte zu einem veränderten Frauenbild und im Zusammenspiel mit der besseren Bildung von Frauen zu höherer Erwerbsbeteiligung. Die in den 1960er Jahren vermehrt aufkommende Teilzeitarbeit erleichterte insbesondere Müttern den Schritt in den Arbeitsmarkt.

Gesellschaftliche Herausforderungen

Aus einer Studie des Bundesamts für Statistik geht hervor, dass die Schweiz heute im europäischen Vergleich nach Schweden die höchste Arbeitsmarktbeteiligung der Frauen aufweist. Fast vier Fünftel aller Mütter beteiligten sich im Jahre 2015 an der Erwerbsarbeit. Diese an sich erfreuliche Entwicklung stellt eine gesellschaftliche Herausforderung für die Altersvorsorge und die Alterspflege dar. Denn berufstätige Frauen haben durchschnittlich weniger Kinder; Ehen mit berufstätigen Frauen werden häufiger geschieden, und Geschiedene haben wiederum tendenziell weniger Kinder. Es fehlt somit am Nachwuchs, um die steigenden Kosten der Altersvorsorge zu decken. Ausserdem muss die Betreuung betagter Eltern vermehrt an Dienstleister wie die Spitex delegiert werden, was hohe Kosten für die AHV und die Ergänzungsleistungen generiert.

Es braucht deshalb Massnahmen, um die erwerbstätigen Frauen zu unterstützen – etwa Kinderbetreuungsangebote oder Tagesschulen. Eine individuelle Besteuerung sollte dafür sorgen, dass ein zusätzliches Haushalteinkommen nicht durch die Steuerprogression zu einem guten Teil wieder aufgefressen wird.