Längst kriti­sieren nicht nur links-grüne Fun­damenta­listen das Wachstum, sondern auch Bürger, die alles andere als marktwirtschaftsfeindlich einge­stellt sind, obwohl sich kaum be­streiten lässt, dass weder sozialer Fortschritt noch technische In­novation ohne Wachstum mög­lich sind.

Nehmen wir den «Generatio­nenvertrag»: Die AHV-Ausgaben werden infolge der Pensionie­rung geburtenstarker Jahrgän­ge bald signifikant steigen. Will man diese Kostenexplosion ohne eine Erhöhung der AHV-Beitrags­sätze finanzieren, muss die Ge­samtlohnsumme mithalten. Das lässt sich durch eine auf steigen­der Produktivität basierende Er­höhung der Reallöhne bewerk­stelligen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass das Bruttoinland­produkt stärker wächst als die Be­völkerung. Natürlich liesse sich die Lohnsumme auch durch ex­tensives Wachstum, also durch eine Zunahme der Erwerbstäti­gen, erhöhen. Alle demografi­schen Modelle führen jedoch vor Augen, dass die Zahl der Arbeits­kräfte in der Schweiz schrumpft, sofern der Rückgang nicht durch Einwanderung kompensiert wird.

Die zähen Verhandlungen um die Altersvorsorgereform zeigen, wie schwierig es nur schon heute ist, das gewohnte Leistungsniveau zu sichern. Eine längere Wachs­tumsschwäche würde die Alters­vorsorge schlicht unfinanzierbar machen. Natürlich muss Wachs­tum verantwortungsvoll gestal­tet werden. Aber eine Stagnation hätte fatale Folgen. Die Welt darf, ja muss sich weiter drehen.

Dieser Beitrag ist am 11. Februar 2016 in der «Zürcher Wirtschaft» auf Seite 13 erschienen. Mit freundlicher Genehmigung der «Zürcher Wirtschaft».
Weitere Informationen zum Thema im avenir spezial «Wachsum: weshalb, wieviel und wie?» (Januar 2016).