Unsere Gesellschaft war im Wandel, ist im Wandel und wird es auch in Zukunft sein. Nach dem Nein zur Rentenreform am 24. September 2017 gilt es die dringenden strukturellen Reformen der Altersvorsorge und -pflege in Angriff zu nehmen, um einen gerechten Generationenvertrag zu ermöglichen.
Wir neigen dazu, komplexe Sachverhalte zu vereinfachen, um sie zu verstehen und neue Erkenntnisse zu gewinnen. Den Generationenvertrag ausschliesslich als einen Vertrag zwischen den ganz Jungen und der Rentnergeneration zu begreifen, greift aber zu kurz.
Die Grafik verdeutlicht dies: Der Begriff «Generationenvertrag» ist eine Denkhilfe, um die vielseitigen Abhängigkeitsverhältnisse und Verflechtungen zwischen Menschen in unterschiedlichen Lebensphasen zu beschreiben. Die Abhängigkeitsverhältnisse betreffen sowohl die öffentliche als auch die private, familiäre Sphäre. Die Transferleistungen sind vielseitig: materielle, monetäre, geistige, psychische und physische Leistungen werden zwischen den Generationen ausgetauscht und hängen oft voneinander ab. Unter welchen Bedingungen ist dieser Generationenvertrag gerecht?
Kinder und Jugendliche erhalten in der Regel mehr Leistungen, als sie erbringen. Dafür werden sie später mit Aufnahme der Erwerbstätigkeit selbst zu Leistungsträgern. Die Frage, wann der Generationenvertrag gerecht ist, ist deshalb schwierig zu beantworten. Es kann nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt zwischen den Generationen Bilanz gezogen werden. Entscheidend ist deshalb wohl, dass jede Person beim Durchleben der Generationen einerseits auf die Art von Unterstützung durch andere Generationen vertrauen kann, die sie braucht, andererseits aber auch selber die ihr möglichen Leistungen erbringt (siehe auch «Generationenungerechtigkeit überwinden»).
Die Natur und der Umfang der Bedürfnisse nach Unterstützung und damit auch die Leistungen, die notwendig sind, um diese Bedürfnisse zu befriedigen, verändern sich. In der Altersvorsorge und -pflege, die wesentliche Bestandteile des Generationenvertrages sind, spüren wir dies infolge der Überalterung der Gesellschaft besonders stark. Die Anzahl der Aktiven (20-64) pro Rentner (65+) nimmt in den nächsten Jahrzehnten stark ab. Dasselbe gilt für das Verhältnis der Aktiven zu den Hochaltrigen (80+). Damit die Bedürfnisse und Leistungen im Gleichgewicht bleiben, braucht es grundlegende strukturelle Reformen.In den nächsten Wochen widmet avenir jeunesse dem Thema Altersvorsorge und –pflege als Teil des Generationenvertrags diverse Artikel. Es werden die verschiedenen Herausforderungen identifiziert, benannt und Lösungsvorschläge unterbreitet, die es für einen fairen Generationenvertrag braucht.