Die Finma ist wegen ihrer Aufsichtspraxis in die Kritik geraten (NZZ 14. 3. 13). Gegen den Willen des Bundesrates hat der Ständerat ein umfassendes Prüfmandat zur Durchleuchtung der Finanzmarktaufsicht (Finma) verabschiedet. Auffallend dabei ist, dass ein zentraler Baustein der mikroprudenziellen Aufsicht fehlt: der risikobasierte Regulierungsansatz des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht. Nach den ernüchternden Erfahrungen mit Basel II hätte man eigentlich erwarten können, dass dieser auch auf den Prüfstand gestellt würde. Denn die integrierte Finanzmarktaufsicht war weltweit weder in der Lage, die Sicherung der finanziellen Solidität der einzelnen Institute zu gewährleisten noch die Risiken für die Funk- tionsfähigkeit des Finanzsystem rechtzeitig zu erkennen, geschweige denn zu mildern. Als ob nichts geschehen wäre, wird die Bankenregulierung nach der bisherigen Logik der Risikogewichtung, einfach komplexer und intransparenter, weitergeführt, obwohl namhafte Wissenschafter (Hellwig, Admati, Haldane usw.) gezeigt haben, dass dies in die Sackgasse führen wird. Nichts zeigt die Tücken der Risikogewichtung deutlicher als die Tatsache, dass die Aktiven 2007 vor Ausbruch der Finanzmarktkrise bei der UBS zu 80% «risikolos» waren, bei der CS etwas weniger. Es ist eine Illusion zu glauben, Bankrisiken liessen sich durch eine immer strengere und engere Regulierung und Kontrolle in den Griff kriegen. Statt einfach folgsam internationale Standards zu übernehmen und mit einem «Swiss Finish» zu versehen, müsste die Schweiz den Mut zu eigenen und besseren Lösungen haben. So findet sich denn unter den «Ideen für die Schweiz» von Avenir Suisse auch der Vorschlag, anstelle der risikogewichteten Eigenkapitalquote zu einem einfacheren marktwirtschaftlichen Regulierungsansatz überzugehen: einer ungewichteten Eigenkapitalquote von zum Beispiel 10 Prozent und einem griffigen Insolvenzrecht. Damit würde nicht nur die Aufsicht durch die Finma erleichtert, sondern auch das marktwirtschaftliche Haftungsprinzip «Freiheit und Verantwortung» gestärkt.

Dieser Artikel erschien in der Neuen Zürcher Zeitung vom 25. März 2013.