Objekt oder Subjekt? Wenn es um Wohnpolitik geht, wird diese Frage zu selten gestellt. In der Schweiz sind die Eckpfeiler der städtischen Förderungsmassnahmen seit über 80 Jahren weitgehend unverändert geblieben. Im Zentrum stand und steht die Objektförderung, also die Verbilligung von Wohnraum. Diese erfolgt vermehrt indirekt mit der Abgabe von städtischem Bauland im Baurecht und der Gewährung von zinslosen Baukrediten an Baugenossenschaften. Ist diese Art der Subventionierung zielgerichtet? Mitnichten, wie eine neuere Analyse der Stadt Zürich (zwischen den Zeilen) zeigt. Dort stellt man fest, dass ein Drittel der Einwohner der Wohnbaugenossenschaften zum reichsten Drittel der Einwohner gehört. Sie kämen auch auf dem nicht subventionierten privaten Markt zurecht.

Dieser Paradox im Wohnungsmarkt ist nicht zufällig, sondern liegt in der Natur der Objektförderung. Es ist kaum möglich, sicherzustellen, dass in den Wohnungen stets die «richtigen» Personen leben. Schlimmer noch: Im nicht-subventionierten Bereich befinden sich zahlreiche potenziell geeignete Kandidaten, die jedoch nicht in den Genuss von Förderungen kommen, weil sie in keine entsprechende Wohnung einziehen konnten. Dazu hilft auch nicht, dass die Genossenschaftsmieter, wenn sie mal eingezogen sind, kaum mehr ausziehen werden (sie würden ja die Subventionierung verlieren), auch wenn ihre Wohnung ihren Bedürfnissen nicht mehr entspricht. Mit der Subjektförderung lässt sich dies vermeiden: Da das Wohngeld nicht an eine bestimmte Wohnung gekoppelt ist, stimmen Wohnbedarf und tatsächlicher Konsum überein. Weiter erhalten sämtliche Haushalte, welche die Kriterien erfüllen, eine Subvention; nicht nur jene, die das richtige Los gezogen haben. Und nicht zuletzt werden damit die Kosten der Wohnbauförderung transparent gemacht. Grund genug, die Subjektförderung als Alternative ernsthaft zu prüfen.

Dieser Artikel erschien im «Coucou» vom November 2014.