Der gesellschaftliche Wandel und die Digitalisierung haben Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt zur Folge: Sowohl die Arbeitsformen als auch die Organisation der Arbeit verändern sich. So gehen beispielsweise immer mehr Menschen einer Teilzeitstelle nach – laut Bundesamt für Statistik waren es 2016 bereits 35% der Erwerbstätigen. Gleichzeitig wird die typische Vollzeitstelle unpopulärer: Wer Teilzeit arbeitet, tut dies meist auf eigenen Wunsch. Die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder eine bessere Work-Life-Balance sind Gründe dafür.

Kleine Einkommen benachteiligt

Viele Teilzeit-Arbeitende sind jedoch gegenüber traditionellen Angestellten benachteiligt, da sie aufgrund des Koordinationsabzugs im heutigen System keine Beiträge für die berufliche Vorsorge einzahlen. Erst ab einem jährlichen Einkommen von  mehr als 21‘150.- Fr. sind sie in der 2. Säule versichert.

Ein weiteres Phänomen, das sich auf dem Arbeitsmarkt beobachten lässt, ist die zunehmende Anzahl Personen, die mehr als nur einer Arbeit nachgehen. Bei den Frauen betrifft es jede Zehnte, bei den Männern jeden Zwanzigsten. Auch hier stellt sich die Frage, ob das heutige System dieser Entwicklung Rechnung tragen kann, denn mehrere Arbeitgeber gehen häufig mit mehreren Teilzeitstellen einher.

Im Jahre 2016 arbeiteten bereits 35% der Erwerbstätigen Teilzeit. (Bild: Fotolia)

Eine Zukunft ohne traditionelle Arbeitgeber?

Die Digitalisierung vereinfacht viele Prozesse, wirkt sich jedoch auch auf die Arbeitswelt aus: Wollen wir beispielsweise ein Taxi bestellen, klicken wir mit der Uber-App einfach ein Fahrzeug herbei. Ist der Uber-Fahrer ein Angestellter der Plattform oder ein selbständiger Unternehmer? Und wie sieht es bei Velokurieren oder Vermietern von Airbnb-Wohnungen aus? Uber jedenfalls behandelt seine Fahrer nicht wie Angestellte, sondern wie selbständig Erwerbende. Im heutigen System sind sie bei Unfall oder Krankheit nicht über den Arbeitgeber versichert, sondern müssen selber vorsorgen. Ebenso besteht kein Obligatorium für selbständig Erwerbende bei der Berufsvorsorge oder der Arbeitslosenversicherung. Wer sich nicht um seine Versicherungen kümmert, steht im Falle eines Unfalls oder im Alter vor dem Nichts (siehe auch «Wenn die Roboter kommen»).

Der Ruf nach einem neuen System

Noch ist Plattformarbeit wenig verbreitet, und auch das oft erwähnte Home-Office hat sich noch nicht auf breiter Front durchgesetzt. Doch selbst wenn die neuen Arbeitsformen erst Randerscheinungen sind und sich der Arbeitsmarkt noch nicht fundamental verändert hat, sind die Trends zu neuen, gelockerten Arbeitsformen statistisch erkennbar. Es ist absehbar, dass die rechtlichen Rahmenbedingungen angepasst werden müssen – insbesondere in Bezug auf das heutige Vorsorgesystem.