Swiss Magazine: Herr Schwarz, der Think-Tank Avenir Suisse hat sich zu einem vielbeachteten Brand entwickelt. Leisten Sie so gute Arbeit oder gehen den anderen die Ideen aus?
Gerhard Schwarz: Der Erfolg von Avenir Suisse hat zu einem grossen Teil schlicht damit zu tun, dass wir nun doch schon seit 13 Jahren aktiv sind. Zudem agiert das bürgerliche Lager in der Schweiz ja tatsächlich nicht gerade besonders geschickt. Das verleiht unserer Arbeit zusätzliche Bedeutung. Auch hilft die internationale Vernetzung mit anderen Think-Tanks – etwa in Deutschland, den USA oder Singapur. Und in Wien wird gerade Agenda Austria nach unserem Vorbild aufgebaut.
Ihr Buch «Ideen für die Schweiz» ist ein Bestseller. Warum muss man es gelesen haben?
Das Buch ist eine bunte Mischung aus 44 zum Teil praxisnahen und teilweise ziemlich weitreichenden – manche werden sagen: etwas verrückten – Vorschlägen zu unterschiedlichen Themen. Sie sind alle Antworten auf gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Probleme, die wir diagnostizieren. Es sind Anstösse zum Weiterdenken, wobei wir viel Wert auf anschauliche Infografiken und gute Verständlichkeit gelegt haben.
Was zeichnet für Sie eine gute Idee aus?
Sie muss die Kraft haben, Menschen zu inspirieren und zu motivieren. Und sie muss einfach und leicht verständlich sein.
Ideen sind immer Anstösse für Veränderungen. Lieben Sie Veränderungen?
Nicht, wenn sie um ihrer selbst willen erfolgen, sehr wohl jedoch, wenn sie einer sauberen Situationsanalyse entspringen. Oft benötigen auch in der Vergangenheit erfolgreiche Konzepte eine zukunftsorientierte Umgestaltung, gemäss der berühmten Maxime Tancredis in Lampedusas Roman «Il Gattopardo», die besagt, dass sich alles ändern muss, wenn es so bleiben soll, wie es ist.
Avenir Suisse ist dem liberalen Gedankengut verpflichtet. Gehört dieser freiheitlichen Position die Zukunft oder ist sie gefährdet?
Beides trifft zu. Der freiheitlich-demokratischen Ordnung gehört die Zukunft. Aber sie ist durch zunehmenden Interventionismus stark unter Beschuss. Das angeschlagene Image des Liberalismus darf nicht vergessen lassen, dass wir ihm viel verdanken, nicht nur unsere relativ grosse Freiheit, sondern auch unseren Wohlstand.
Sie lebten in unterschiedlichen Ländern und sind viel gereist. Welcher Ort hat Sie besonders geprägt?
Neben Bogota, Boston und Paris, wo ich längere Zeit gelebt habe, ist es der Bregenzerwald in Vorarlberg. Es ist eine Gegend, die stark in der Vergangenheit wurzelt und zugleich voller inspirierender Ideen ist. Ich denke etwa an die inzwischen weltweit bekannte moderne Holzarchitektur.
Dieses Interview erschien im «Swiss Magazine» vom Oktober 2013 unter dem Titel «Let’s talk about Avenir Suisse…».
Mit freundlicher Genehmigung des «Swiss Magazine».