Die Denkfabrik Avenir Suisse bringt die Idee eines zentralen Parks im Limmattal anstelle von Rangierbahnhof und Gateway auf.
Wir blicken voll Freude auf diesen Hort der Ruhe und Regeneration. Wir blicken auf bunte Schmetterlinge, die sich auf duftenden Blumen niederlassen. Die Sonne scheint und saftig leuchtet das Grün der Wiese. Erhabene, schattenspendende Bäume umsäumen die Fläche. Wir blicken auf den Central Park mitten in der Limmattalstadt. Wir schreiben das Jahr 2038.
Wir denken darüber nach, dass vor 25 Jahren weitsichtige Entscheide gefällt wurden. Wir denken darüber nach, dass rechtzeitig erkannt wurde, dass sich das Limmattal zu einer modernen Stadt entwickeln wird, in der Fremdkörper keinen Platz haben sollen. Wir denken darüber nach, dass der Container-Umladeterminal Gateway nicht gebaut und der Rangierbahnhof sogar aus dem Limmattal verlegt wurde. Wir denken darüber nach, dass dies alles Teil eines wegweisenden Konzepts war, mit dem das einstmals dörfliche Limmattal sich nicht nur zur Bandstadt entwickelte, sondern gleichzeitig hohen Qualitätsansprüchen genügen musste. Wir denken darüber nach, dass Wohn- und Geschäftsquartiere um Grünflächen ergänzt wurden.
Wir sind dankbar, dass die Talhänge nicht weiter überbaut und die Limmat geschützt wurden. Wir sind dankbar, dass Gateway und Rangierbahnhof nicht durch weitere Wohnbauten ersetzt wurden, sondern durch den Central Park. Wir sind dankbar, dass das Limmattal eine moderne Stadt ist – eine Stadt mit Lebensqualität, eine Stadt, die Zürichs Zukunft wurde. Aus dieser Zukunft blicken wir dankbar in die Vergangenheit des Jahres 2013 zurück.
Wir sind gerne im Limmattal. Hier arbeiten wir. Hier wohnen wir. Hier leben wir.
Avenir Suisse: Central Park Limmattal statt Gateway und Rangierbahnhof
Ähnlich wie die Einwohner von New York könnten sich auch die Limmattaler an einem Central Park erfreuen. Davon ist Daniel Müller-Jentsch, Projektleiter bei der Denkfabrik Avenir Suisse überzeugt. Würde der geplante Gateway nicht beim Rangierbahnhof Limmattal, sondern am Hochrhein gebaut, «hätte das Limmattal die Chance auf eine riesige Naherholungszone mitten in seinem Zentrum», schreibt er in einem Artikel. Ein Alternativprojekt am Hochrhein, wie es jüngst vom führenden privaten Terminalbetreiber der Schweiz vorgeschlagen wurde, könnte unter Umständen nicht nur kostengünstiger und logistisch effizienter sein, sondern es böte auch eine raumplanerische Chance. «Der Rückbau des grossen Gleisfeldes im Herzen des Limmattals könnte Flächen für den Siedlungsbau und eine Naherholungszone schaffen», schreibt er. Interessanterweise sei die Halbinsel Manhattan fast gleich gross wie das Limmattal. Ähnlich wie New York könnte das Limmattal seinen Bewohnern einen eigenen Central Park bieten. Mit dieser Idee will Müller-Jentsch einen Beitrag zur aktuellen Diskussion, um das Thema Verdichtung leisten. «Die politische Debatte konzentriert sich sehr auf Verdichtung in den Kernstädten. Die grossen Verdichtungsreserven liegen jedoch in deren Agglomerationen», so Müller-Jentsch. Deshalb müssten vor allem im ersten Agglomerationsgürtel der grossen Zentren urbanere Strukturen entstehen. Das Limmattal sei ein Laboratorium für diesen Umbau der «Agglo» in eine Stadt. Mit seinem grossen Flächenbedarf, hohen Verkehrsaufkommen und damit verbundenen Lärmemissionen scheine der geplante Container-Terminal in dieser dicht besiedelten und verkehrstechnisch überlasteten Talschaft fehl am Platz. «Auch beim Flughafen Zürich sind die Konflikte historisch vor allem dadurch entstanden, dass eine nationale Verkehrsdrehscheibe in die Stadt hineingewachsen ist», sagt Müller-Jentsch. Die derzeit mit Unterstützung der ETH laufende Testplanung für die städtebauliche Entwicklung des Limmattals biete nun die Chance, sich zu überlegen, ob der Gateway überhaupt noch in diese Region passe, und ob der Rangierbahnhof nicht auf eine regionale Verteilerfunktion zurückgeführt werden sollte. Dies gelte es unvoreingenommen zu prüfen.
Dieser Artikel erschien in der «Limmattaler Zeitung» vom 19. Juni 2013. Mit freundlicher Genehmigung der «Limmattaler Zeitung».