Liberales Denken und Nachhaltigkeit schliessen sich nicht aus. Ganz im Gegenteil: Eine liberale Haltung beinhaltet Verantwortung für sich selbst und die Umwelt. Wachstum und Fortschritt als umweltschädlich abzutun, ist ein Trugschluss, denn für die Entwicklung einer nachhaltigen Lebensweise sind sie notwendig. Für die Umwelt zentral sind Kostenwahrheit und Preisanpassungen nach dem Verursacherprinzip.
Wirtschaftswachstum oder Nachhaltigkeit? Die Debatte über die beiden Ö – Ökonomie und Ökologie – scheint auf eine Entweder-Oder-Entscheidung hinauszulaufen: Wer sich für die Wirtschaft ausspricht, scheint automatisch Umweltverschmutzung in Kauf zu nehmen und wer die Natur schonen will, wird schnell in die Schublade der Wachstumsverhinderer gesteckt. Das ist nicht verwunderlich, tun sich wirtschaftsnahe Parteien und Bewegungen besonders mit Fragen des Klimaschutzes doch oft schwer, währenddessen grüne Parteien meist etatistisch handeln und mit einem ganzen Strauss an Regulierungen aufwarten.
Dabei ist es gerade die liberale Denkweise, welche Verantwortung für sich selbst und gegenüber der Umwelt fordert und somit den Grundstein für ein ressourcenschonendes Leben und Wirtschaften legt. Wer ohne Verantwortung handelt und dadurch die Basis unseres Zusammenlebens schädigt, greift im Endeffekt die Freiheit selbst an. Verantwortungsloses Handeln greift die Lebensgrundlage künftiger Generationen an und führt dadurch zur Verknappung von Gütern und gefährdet den zukünftigen Wohlstand. Damit gehören die beiden Werte Freiheit und Nachhaltigkeit im Kern zusammen. Wir sind also gefordert, indem wir Verantwortung für unser Tun übernehmen. Der Weg dahin führt jedoch nicht über Verbote. Warum ist das so?
Kein Kapitalismus-Bashing
Aus eigener Erfahrung werden Umweltschutz-Debatten schnell einmal für ein generelles Kapitalismus-Bashing missbraucht. Dabei ist es genau der erreichte Fortschritt und Wohlstand, der uns Raum für umweltbewusstes Denken und die Mittel für entsprechende Massnahmen gibt. Die Produktion diverser Güter ist in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten um ein Vielfaches umweltschonender geworden. So ist beispielsweise der Benzinverbrauch von Autos gegenüber 1995 um 40 Prozent gesunken, während die Leistung um 40 Prozent gestiegen ist. Kritiker werden einwenden, dass heute dafür schwerere und grössere Autos gekauft werden, seit ein paar Jahren spricht man vom sogenannten Rebound-Effekt, der den Nutzen für die Umwelt wieder zunichtemacht. Natürlich führen Effizienzgewinne auch zu Mehrkonsum, in diesem Fall von Motorleistung, trotzdem hebt dies die positive Bilanz für die Umwelt nicht auf.
Wachstum als Voraussetzung für eine saubere Umwelt
Tatsächlich wird in der Umwelt-Debatte vielfach die Verzichtsforderung laut, wonach Wachstum und Konsum immer mit Umweltschäden verbunden seien. Da es sich bei der Umwelt um ein öffentliches Gut handelt, wovon wir alle gleichermassen profitieren, droht die Gefahr der Übernutzung. Dennoch ist ein Verzicht auf Konsum, Mobilität und Wohlstand keine Lösung. Denn eines geht oftmals vergessen: Um eine nachhaltige Produktions- und Lebensweise erreichen zu können, braucht es vorgängiges Wachstum und Fortschritt: Zum einen rückt mit steigendem Wohlstand der Umweltschutz immer mehr ins Bewusstsein zum anderen ist es vorausschauender, innovativ und wachstumsfähig zu bleiben, um die Produktionsweisen weiter zu entwickeln und nachhaltig produzieren zu können, anstatt mit Verboten im Status Quo verharren zu wollen.
Die Erfahrung hat gezeigt, dass Entwicklungsverzicht der Umwelt mehr Schaden zufügt als eine Weiterentwicklung in Richtung Wohlstand und Fortschritt. Insbesondere mit Blick auf die Schwellenländer ist dieser Fakt relevant. Dies sollten gerade jene bedenken, die den entstehenden Mittelschichten in den Entwicklungsländern ihren Wachstumsfortschritt als weiteres Umweltübel vorhalten. Hinzu kommt, dass mit steigendem Wohlstand auch das Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Umweltschutz wächst. Deshalb ist ein Verharren im Status Quo letztendlich gravierender für die Ressourcen und die Umwelt.
Blicken wir den Tatsachen also ins Auge: Wir können weder die Welt konservieren, noch ist es sinnvoll, mit erhobenem Zeigefinger auf das vermeintlich böse System des Kapitalismus zu zeigen. Vielmehr wäre ein Schritt in Richtung Kostenwahrheit zielführender. Mit anderen Worten: Wer konsumieren will, sollte gemäss dem Verursacherprinzip auch den dafür angemessenen Preis bezahlen. Am Beispiel des CO2-Ausstosses zeigt sich, dass Umweltkosten grösstenteils weder in der Produktion noch beim Endpreis miteinberechnet werden. Umweltschutz, konsequent zu Ende gedacht, bedeutet höhere Preise für Güter zu bezahlen, bei deren Herstellung oder Konsum die Umwelt in Mitleidenschaft gezogen wird. Die logische Konsequenz daraus sind somit limitierte Möglichkeiten für den Einzelnen. Es bedeutet jedoch nicht, den Menschen als einziges Problem zu sehen oder das Rad der Zeit ins Mittelalter zurückdrehen zu wollen.