Unser neu gewähltes Parlament hat die Arbeit aufgenommen. Ob National- und Ständerat Willens und auch in der Lage sind, die für unser Land tatsächlich wichtigen Herausforderungen noch in dieser Legislatur nachhaltig anzugehen, wird sich zeigen. Doch was ist wichtig für unser Land? Ein guter Hinweis gibt die Umfrage des «Think-Tank» Avenir Suisse bei 37 führenden Ökonominnen und Ökonomen. Diese haben von 15 Reformprojekten die dringlichsten bezeichnet und gewichtet. Drei davon aus dem Sozialversicherungs- sowie dem Gesundheitswesen haben es in die Spitzengruppe der Negativliste geschafft (siehe Tabelle). Mit dieser Priorisierung der Reformvorschläge dürften die Ökonomen bei Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, vermutlich offene Türen einrennen. Wesentlich schwieriger wird es bei den Politikern sein.
Beispiel Entpolitisierung der Parameter: Seit der Volksabstimmung vor zwei Jahren über den BVG-Umwandlungssatz wird zwar immer wieder die finanzielle Sicherheit der beruflichen Vorsorge beschworen. In der Praxis tut sich aber herzlich wenig, dem auch nachzuleben. Ein anderes Beispiel ist die Erhöhung des Rentenalters, um zu verhindern, dass unsere Renten angesichts der alternden Gesellschaft gefährdet werden. Politisch gangbare Wege scheinen mir die Vorschläge von Avenir Suisse zu sein: Etwa eine jährliche Erhöhung des Rentenalters um 1,5 Monate oder ein Automatismus, der die durchschnittliche Rentendauer konstant hielte. Interessant ist auch der Hinweis des Think-Tanks auf das schwedische Modell, das viele Wahlmöglichkeiten lässt und das ordentliche Rentenalter ganz abgeschafft hat. Ich befürchte jedoch, dass sich auch während dieser Legislaturperiode nicht viel am Status quo ändern wird. Es bleibt damit weiterhin noch viel zu tun.
Dieses Editorial erschien in der «Schweizer Versicherung» vom 2. März 2012.