Woran erkennt man die Smombies unter uns? Den Blick haben diese Zeitgenossen starr auf das Smartphone gerichtet, während sie durch die Gegend irren, ähnlich wie ein Zombie. Die Umwelt wird dabei nur beschränkt wahrgenommen. Die Aufmerksamkeit, die dem Smartphone zugewendet wird, fehlt allerdings im Strassenverkehr.

Dieses Jahr wurde die weltweit erste Studie zu den Verkehrsunfällen von Smombies veröffentlicht. Darin zeigen Leipziger Ärzte das Risikopotenzial auf, dem sich Smombies im Strassenverkehr aussetzen. Allein in Deutschland mussten seit 2012 zehn Patienten stationär behandelt werden. Die Ergebnisse zeigen zudem einen sprunghaften Anstieg bei den Verkehrsunfällen seit 2016, die Tendenz ist weiter steigend. Die Studienautoren gehen von einer hohen Dunkelziffer aus, schliesslich würde bei zahlreichen Verkehrsdelikten das Smartphone als Grund der Ablenkung nicht erwähnt.

Bussen zahlen oder Anpassung an einen neuen Lifestyle?

Die Handhabung des weltweiten Phänomens kann grundsätzlich in zwei Kategorien eingeteilt werden: Wer in Honolulu mit dem Smartphone auf dem Zebrastreifen erwischt wird, dem droht eine Busse. Die Hauptstadt des US Bundesstaates Hawaii ist damit die erste US-amerikanische Stadt, die ein Gesetz gegen die Benutzung von Smartphones im Strassenverkehr erlässt. Einen anderen Ansatz wählen Länder wie China, Belgien und Litauen: Durch die Einführung separater Gehwege für unaufmerksame Smartphone-Zombies soll die Gefahr für alle Verkehrsteilnehmer gehemmt werden.

Auf diesen Strecken ist der Blick auf das Display erlaubt. Eine im Kern ähnliche Herangehensweise wählte Tel Aviv mit der Einführung von Bodenampeln. Die Ampelsignale werden für den Handynutzer ersichtlich, ohne dass dieser seinen Blick aufzurichten braucht. Vorbild für diesen Schritt waren Versuche mit Bodenampeln in verschiedenen Städten Deutschlands. Die Online-Reaktionen auf die Anpassungen liessen nicht lange auf sich warten, der Tenor war überwiegend negativ. Damit würde man das Smombie-Phänomen noch weiter fördern anstatt dagegenzuhalten, hiess es oftmals.

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Es stellt sich die grundlegende Frage, ob man die Menschen erziehen soll und bei gesetzeswidrigem Handeln mit drakonischen Strafen belegt, oder ob man Innovationen findet, die dem sich wandelnden Lifestyle angepasst sind und das Gefahrenpotenzial für alle minimieren. Ersteres scheint auf den ersten Blick die simplere Alternative, es droht jedoch längerfristig die Weiterentwicklung einer Gesellschaft zu behindern. In einer liberalen Gesellschaft sollten stattdessen das Bewusstsein und die Eigenverantwortung gefördert werden. Verbote und Gesetze bilden in dieser Hinsicht oftmals nur eine kurzfristige Symptombekämpfung, gesellschaftliche Trends wie die Digitalisierung lassen sich damit dennoch nicht aufhalten.

Der Generationenkonflikt steht im Weg

Die negativen Antworten auf den Umgang mit Smombies dürften denn auch eher auf einen Generationenkonflikt zurückzuführen sein. Es handelt sich bei den Smartphone-Nutzern im Strassenverkehr überwiegend um jüngere Generationen, deren Handy Teil eines digitalen Lifestyles bildet. Ist die ablehnende Haltung gegenüber den Bodenampeln also eine Folge des Unverständnisses von älteren Personen gegenüber der Lebensweise der jüngeren Generation? Dabei befindet sich die Art, wie wir als Gesellschaft leben, kommunizieren oder uns fortbewegen, ständig im Wandel und wird geprägt durch die Technik und Digitalisierung.

Ein Beispiel: Das erhöhte Take-Away-Angebot an den Bahnhöfen wurde zur Notwendigkeit einer mobileren Gesellschaft, was wiederum vermehrte Entsorgungsstellen an den Bahnhöfen bedingte, bei denen heute der Abfall sogar getrennt entsorgt werden kann.

Um also die steigende Anzahl an Verkehrsunfällen durch Smartphone-Nutzer langfristig senken zu können, sollten Innovationen genutzt werden, um das Risikopotenzial zu senken. Ansätze wie Bodenampeln ermöglichen ein lösungsorientiertes und sicheres Zusammenleben und sollten daher gefördert werden.