PISA und jetzt?

Gegen Ende letzten Jahres wurden die neuesten Ergebnisse der PISA Studie 2015 veröffentlicht. Für die Schweiz lässt sich aus den Testergebnissen eine gemischte Bilanz ziehen. In der Mathematik besetzen unsere Schülerinnen und Schüler den Spitzenplatz, beim Lesen fielen sie jedoch auf einen Platz im Mittelfeld. Die neuesten Resultate für die Schweiz zeigen ein Bild, welches über die letzten Jahre relativ konstant war. Grundsätzlich funktioniert PISA wie ein Thermometer: Es liefert einerseits Informationen, die einen Ländervergleich ermöglichen, die Ergebnisse sagen aber wenig darüber aus, was aufgrund dieser konkret zu tun ist.

An diesem Punkt kommen Sie ins Spiel. Als angehendenden Lehrkräften legt Ihnen die Gesellschaft die wertvolle Aufgabe in die Hände, die künftigen Generationen auszubilden. Ihre Hauptaufgabe wird sein, einen fachlich inhaltsreichen und vielfältigen Unterricht anzubieten. Primär geht es in der schulischen Laufbahn darum, den Schülerinnen und Schülern das nötige Wissen und geschliffene Kompetenzen mit auf ihren Lebensweg zu geben.

I’m feeling lucky

Die Kinder von heute wachsen in einer digitalisierten Welt auf, in welcher Informationen schnell und einfach zugänglich sind. Sie sind es gewohnt, dass Google und YouTube auf fast alle ihre akuten Fragen eine Antwort liefern. Bereits vorhandene Lösungen zu nutzen, ist legitim. Insbesondere, wenn sie nur einen Klick entfernt auf Googles I’m-feeling-lucky-Button liegen. Dieses Vorgehen führt aber zunehmend zum Verlust der Fähigkeit, durch eigenständiges Denken Probleme zu bewältigen. Auch im Schulunterricht trifft man die I’m-feeling-lucky-Funktion häufig an. Oft werden Lösungswege durch Lehrkräfte oder gut zugängliche Lösungsblätter bereits vorgegeben.

Doch gerade im digitalen Zeitalter sollte die Kompetenz des eigenständigen Denkens im Mittelpunkt stehen. Denken ist die menschliche Fähigkeit mit dem Verstand zu arbeiten und eigenständige Lösungswege zu entwickeln. Fortan braucht es keine Menschen, die rein ausführende Aufgaben übernehmen, sondern solche die fähig sind, selbständige Lösungswege zu entwickeln.

Lehrperson vs. WWW?

Doch braucht es in der Zukunft überhaupt noch Lehrpersonen, wenn sich die „Digital Natives“ ihr Wissen im Internet theoretisch selbst aneignen können? Keine Sorge – die digitalen Hilfsmittel werden die Lehrkräfte nicht aus dem Klassenzimmer verdrängen. Die Hierarchie im Klassenzimmer verändert sich jedoch, denn die Lehrperson ist nicht mehr der allwissende, alleinige Lösungsbringer. Daraus ergibt sich die Chance, die Rollen im Klassenzimmer neu zu gestalten. Vom frontalen Vermittler wird die Lehrkraft zum Berater, welcher das Kind bei der Entwicklung im eigenen Lernprozess unterstützt.

Grundschüler benutzen ein Tablet im Unterricht. (Bild: Fotolia)

Lernen mit digitalen Medien

Die Digitalisierung darf nicht als Bedrohung wahrgenommen werden, sondern als Innovationstreiber. Ein spannendes Beispiel zum Umgang mit digitalen Medien in der Schule lässt sich in Brooklyn beobachten. Im aufblühenden New Yorker Stadtteil wurde vor einigen Jahren an der David A. Boody Schule die Initiative „New Classroom“ gestartet. Der Mathematikunterricht findet dort in einem riesigen Raum an wechselnden Stationen statt. Dieser Unterricht ist individuell und auf jeden einzelnen Schüler und jede einzelne Schülerin zugeschnitten. Anhand von Apps werden Lernfortschritte gemessen und Algorithmen geben den weiteren Lernstoff vor. Die Lehrperson kann mitverfolgen, wenn ein Kind nicht mehr vorankommt und kann dann gezielt weiterhelfen.

Gelebte Digitalisierung

Die Digitalisierung hält langsam aber sicher immer mehr Einzug in die Klassenzimmer. Die Schweizer Schulen tun gut daran, den Anschluss nicht zu verpassen und auf technologische Trends zu reagieren. Um Innovationen zu fördern, braucht es auch gewillte Lehrkräfte, die offen sind, neue Wege zu erproben.

Kommen wir zu den PISA Ergebnissen zurück, die gezeigt haben, dass es mit dem Lesen in der Schweiz noch hapert. Gerade bei der Leseförderung kann eine Brücke zwischen digital und analog geschlagen werden. In den letzten Jahren sind zahlreiche digitale Leseformate für Kinder und Jugendliche entwickelt worden. Mit Hilfe von Apps können nicht nur die Kleinsten ans Lesen herangeführt, sondern auch diejenigen begeistert werden, die normalerweise in der Bibliothek nur zwischen den Bücherregalen herumstehen.

Als zukünftige Lehrpersonen haben sie die Chance, ein neues Zeitalter in den Schulzimmern einzuläuten und dazu beizutragen, dass die Schule von Morgen nicht die Schule von Gestern wird.

Dieser Artikel erschien am 20. Februar 2017 in der 23. Ausgabe des Hochschulmagazins «RePHlex»