Die sinnvolle Auswertung von vorhandenen, riesigen Datenmengen (Big Data) birgt grosse Chancen für Gesellschaft und Wirtschaft. Doch die permanente, und grösstenteils unbemerkte Erhebung von personenbezogenen Daten aus allen Lebensbereichen stellt die grundrechtlich geschützte Privatsphäre und Selbstbestimmung in Frage. Über diese Risiken der technischen Revolution muss diskutiert werden, damit die in der Verfassung geschützte Privatsphäre weiterhin als zentraler Wert eines freiheitlich-demokratischen Landes anerkannt und auch von Bürgerinnen und Bürgern eingefordert wird.

Die Veranstaltung findet am Donnerstag, 26. April um 18.30 Uhr an der Universität Zürich statt.

Ziele der Veranstaltung:
Sensibilisierung für die Bedeutung von Datenschutz und Privatsphäre, vor allem in einer datengetriebenen Wirtschaft und Gesellschaft.

Aufklärung über Verantwortlichkeiten sowie aktuelle und zukünftige Regelungen, bzw. über Anwendungen des Datenschutzes sowie die praktische Verwendung von Daten.

Thematisierung der Chancen und Risiken der Datennutzung als Wirtschaftsmotor.

Interdisziplinärer Austausch zwischen unterschiedlichen Fachperspektiven im Hinblick auf Datenschutz und Datenwirtschaft.

Mobilisierung: Datenschutz und Privatsphäre betreffen alle, und das Bewusstsein für deren Wert und Erhaltung muss gefördert werden. Die Digitalisierung ist kein Naturgesetz und liegt allein in der Verantwortung, bzw. der Verantwortungslosigkeit der Menschen.

Denkanstösse: Wie gehen wir damit um, dass datenbasierte Technologie auch in autoritär regierten Ländern angewandt wird? Zum Beispiel der Citizen Score in China: Was bedeutet es für die freiheitlichen Demokratien, wenn ein Land, das sich wenig um liberale Werte kümmert, zunehmend mitredet und Hauptproduzent der von uns verwendeten Technologien ist?

Flyer für die Podiumsdiskussion «Big Data: Digitales Gold vs. Datenschutz»

Es diskutieren:

  • Tina-Yuko Dubach Ianakiev, betriebliche Datenschutzbeauftragte KPT Krankenkasse
  • Viktor Györffy, Vorstandsmitglied der Digitalen Gesellschaft
  • Dr. Lorenz Hilty, Professor für Informatik und Nachhaltigkeit, Universität Zürich
  • Daniel Meister, Chief Technology Officer Datahouse
  • David Rosenthal, Co-Leiter IT-Rechtsberatung Homburger und Datenschutzexperte

Moderation: Dr. Matthias Ammann (Avenir Suisse)

Ablauf
Die Veranstaltung beginnt mit einem Inputreferat und Live-Hacking-Auftritt von Sarah Mühlemann. Im Rahmen ihrer Maturaarbeit entwickelte die Maturandin eine Maschine, die spielerisch aufzeigt, wie einfach es ist, gehackt zu werden.
-18.30 Uhr: Live-Hacking und Inputreferat von Sarah Mühlemann
-19.00 Uhr: Beginn Podiumsdiskussion
-20.00 Uhr: Fragerunde und Apéro

Was sind die Überzeugungen von Avenir Jeunesse?
Als wirtschaftsorientierter, liberaler Think-Tank befinden wir uns mitten im Spannungsfeld zwischen Big Data als Wirtschaftsmotor und der verfassungsrechtlich geschützten Privatheit als grundlegendes Freiheitsrecht und Basis einer freiheitlichen Gesellschaft. Einerseits bergen neue datenbasierte Geschäftsmodelle zweifellos immense Vorteile für Gesellschaft und Wirtschaft: Individuelle Finanzprodukte, massgeschneiderte Medikamente und medizinische Behandlungen, interessensbasierte Medien- oder Veranstaltungsvorschläge sind nur einige der vielfältigen Möglichkeiten. Viele Ökonomen sehen in der «vierten industriellen Revolution» sogar den wichtigsten Wirtschaftstreiber der nächsten Jahrzehnte.

Doch wer das Datenmeer füttert, der steht unter Beobachtung und Kontrolle. Aus gesellschaftsliberaler Perspektive wirft dies Fragen auf – ist es doch die vor fremden Einblicken und Einflüssen geschützte Privatsphäre, die die Autonomie und Selbstbestimmung des Individuums und somit eine freiheitliche Gesellschaft überhaupt ermöglicht. Denn die Liberalisierung im Rahmen der Aufklärung rückte die Konzepte der Vernunft und Selbstbestimmung des Individuums als politische Ideale ins Zentrum. Diese Ansprüche sind verbunden mit einem mündigen, autonomen Bürger. Diesem Menschenbild entsprechen wir aber nur, wenn wir über eine informelle Selbstbestimmung verfügen und somit wissen, wer was wo wie und wann mit unseren privaten Daten macht, und ob er das überhaupt (ohne mein Wissen) darf. Diese Voraussetzungen sind in der heutigen Lage eigentlich nicht gegeben.

Wir möchten eine Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft, die sich der Digitalisierung und ihren Potenzialen nicht verschliessen. Dies erfordert das Austarieren zwischen der Erfassung, Verknüpfung und Analyse von Daten und dem legitimen Anspruchs des Einzelnen auf Privatsphäre und Autonomie. Dieser Zielkonflikt ist nicht aus der Welt zu reden.

Auf individueller Ebene ist somit Verantwortung von jedem Einzelnen gefordert, achtsam mit der eigenen Privatsphäre umzugehen und jene der anderen zu respektieren. Dies im analogen ebenso wie im digitalen Raum. Doch auch Politik und Wirtschaft sind gefragt: Es braucht Sensibilisierung, Aufklärung, klare rechtliche Rahmenbedingungen und eine bessere Vertrauensbasis.

Wir wissen nicht, wohin uns die aktuellen Entwicklungen konkret führen, welche Freiheiten dadurch in Gefahr sind, welche neu dazukommen können. Aber es ist wichtig, eine offene und breite, interdisziplinäre gesellschaftliche Debatte zu führen, um gemeinsam darüber nachzudenken, in welcher Welt wir leben wollen, wo wir gestaltend eingreifen müssen, damit wir nicht eines Tages mit Schrecken feststellen, dass es zu spät für Änderungen ist. Die Veranstaltung soll junge Menschen entsprechend für die Chancen, aber auch Risiken der datengetriebenen Wirtschaft sensibilisieren und zu einer persönlichen Auseinandersetzung mit dem Thema einladen.

Wir freuen uns auf euer Erscheinen an unserer Veranstaltung vom Donnerstag, 26. April 2018, um 18.30 Uhr an der Universität Zürich, Rämistrasse 71, Raum KOL-F-101.

Mehr Informationen zur Veranstaltung hier.