Fleischkonsum schadet der Umwelt, so die öffentlich bewirtschaftete Meinung vieler Umweltorganisationen. So wird für die Tierhaltung und den Futteranbau vergleichsweise mehr Fläche benötigt, als für den Anbau von Gemüse und Getreide. Der hohe Viehbestand und die Zuführung von Futtermittelimporten führen zu einer Überdüngung. Die Nährstoffe können in dieser Menge durch den lokalen Boden nicht mehr aufgenommen werden und belasten das Trinkwasser. In seinem neusten Bericht prangert der Weltklimarat (IPCC) das karnivore Essverhalten an und betont, eine pflanzenbasierte Ernährung sei notwendig, um Natur und Umwelt zu schonen. In der Schweiz und in Deutschland ist der Verzehr von Fleisch seit mehreren Jahren rückläufig (NZZ 2019), weltweit hingegen wurde im letzten Jahr ein neuer Rekordwert in der Fleischproduktion erreicht (Weltagrarbericht 2018).

Zeitgleich mit der Veröffentlichung des Weltklimarat Berichts und mitten in der Grillsaison brachte der deutsche Tierschutzbund die Einführung einer Fleischsteuer wieder auf den Tisch. Bereits seit 2016 setzt sich das Umweltbundesamt für eine höhere Steuer auf Tierprodukte ein. Die Idee dahinter: Die Preise von Steaks, Wurst & Co. sollen mittels einer Steuer steigen, damit ihr Konsum sinkt. Das alles soll dem Klima und den Tieren zu Gute kommen. In der Schweiz wird die Fleischsteuer momentan politisch nicht diskutiert, die Idee ist aber auch hierzulande nicht neu. Verschiedene Organisationen weibeln auch hier für eine Steuer von bis zu 30% auf Fleischprodukte zum Wohle von Tier und Umwelt (fleischsteuer.ch / swissveg). Noch weiter geht die Schweizer Vereinigung für Vegetarismus (SVV) und unterstützte Vorstösse für ein generelles Fleischverbot an Schweizer Universitäten (nachhaltigleben.ch).

Eine erhöhte Besteuerung von Fleisch, auch wenn in nobler Absicht das Klima zu retten, kommt einer Bevormundung der Konsumenten gleich. Dies widerspricht im Kern einem liberalen Weltbild, wonach aufgeklärte Bürger ihre Entscheidungen frei von äusserer Beeinflussung fällen können. Eine Steuer geht das Problem nicht an der Wurzel an, denn noch bestehen gewichtige Fehlanreize, die auch durch eine Fleischsteuer nicht behoben werden können.

Ungleich lange Spiesse bei den Preisen

Wer in Deutschland einkauft, zahlt im Normalfall die Mehrwertsteuer von 19%. Anders sieht die Situation bei Grundnahrungsmitteln aus, wozu auch Fleisch gezählt wird. Hier beträgt die Mehrwertsteuer mit 7% nur ungefähr ein Drittel. Politiker der SPD und deutschen Grünen fordern die Aufhebung der reduzierten Mehrwertsteuer auf Fleischwaren. Das Problem dabei: Da umweltschonend produziertes Biofleisch bereits jetzt mehr kostet, würde dieses überdurchschnittlich teurer, als Fleisch aus der Massentierhaltung. Nachhaltig produzierte Koteletts und Co. hätten es also am Markt (noch) schwieriger. Unter diesen Bedingungen ist anzunehmen, dass Konsumenten vermehrt zu Billigfleisch greifen würden, das oft eine schlechtere Umweltbilanz aufweist. Das wäre genau das Gegenteil von dem, was die Unterstützer einer Fleischsteuer erreichen möchten.

Die Idee wurde deshalb weiterentwickelt. Demnach würde nur Fleisch, welches aus einer umweltschonenden Produktion stammt, vom tieferen Mehrwertsteuersatz profitieren. Bei Produkten aus Massentierhaltung hingegen, würde die übliche Mehrwertsteuer von 19% angewendet, was den Preisunterschied wettmachen würde (Zeit 2019). Dieser Ansatz ist zwar weiter gedacht, trotzdem würde auch in diesem Fall das zugrunde liegende Problem nicht gelöst.

Subventionsvergabe bietet Anreiz zu Massentierhaltung und Billigfleisch

Denn die Fleischproduzenten unseres nördlichen Nachbarn sind Teil der der gemeinsamen Agrarpolitik der EU. Jährlich fliessen rund 6 Milliarden Euro an Steuergeldern aus dem gemeinsamen EU Topf nach Deutschland zu den Bauern und Nutztierhaltern (BMEL 2019). Die Gelder werden in zwei Säulen aufgeteilt: Der Löwenanteil von rund 5 Milliarden Euro fliesst in die erste Säule und wird an die Landwirte weiterverteilt, gemessen an ihrer landwirtschaftlichen Fläche. Es bekommt viel, wer viel Hektar Land besitzt. Von dieser Verteilung profitieren industrielle Betriebe, welche auf die Produktion von möglichst viel Schlachtfleisch ausgerichtet sind. Kleine und mittlere Höfe, die auf einer geringeren Landfläche weniger Tiere halten, werden in diesem System benachteiligt. Mit der Einführung einer Fleischsteuer bliebe der finanzielle Anreiz zur Massentierhaltung weiterhin bestehen, finanziert aus Steuergeldern. Die verbleibenden Subventionsgelder fliessen in die zweite Säule, die speziell in Förderprogramme an nachhaltig und umweltschonend produzierende Betriebe verteilt werden(BMEL 2019). Mit einer Fleischsteuer müsste der Kunde an der Kasse dann nochmals ins Portemonnaie greifen und für das bereits subventionierte Fleisch draufzahlen.

Bei der Vergabe der Steuergelder wäre eine Verknüpfung der Landfläche mit der Anzahl Nutztiere zielführender. Dies hätte den Effekt, dass der finanzielle Anreiz der Bauern zur Massentierhaltung sinken würde. Der Nährstoffhaushalt einer Region hätte dadurch eher die Chance, wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Doch nicht nur der Boden, auch die Luft leidet unter der industriellen Landwirtschaft. Sie verursacht ganze 15.3% der Treibhausgase in der Schweiz (Dümmler und Roten 2018). Zur Reduktion der Treibhausgasemissionen sollte auch auf neue technologische Ansätze gesetzt werden, ein Beispiel ist das Clean Cow Project. Abgesehen von den schädlichen Folgen für Mensch und Natur, hat die massive Landwirtschaft einen hohen Preis zu Lasten der Allgemeinheit. Allein in der Schweiz betragen die jährlich verursachten Umweltkosten rund 7.3 Milliarden Franken (Dümmler 2019).

Damit würde der Ursprung des Problems angepackt, anstatt es auf den Konsumenten abzuwälzen. Die Krux daran: An Subventionstöpfe gewöhnt man sich rasch, gegen deren Entzug oder Einschränkung wehren sich ganze Lobbygruppen. Bis es zu einer fundamentalen Änderung der Landwirtschaftspolitik kommt, dürften noch einige subventioniert produzierte Würste und Steaks auf den deutschen Tellern landen.