Diese Woche wurden sie wieder zu Hunderten im Bratwurst-Dunst der Festzelte gehalten: die 1.-August-Reden. Die beliebt-berüchtigten Berichte zur Lage der Nation vollziehen sich gemeinhin in drei klar umrissenen Akten. Erstens, das Land war bisher äusserst erfolgreich. Zweitens, das Umfeld hat sich gewandelt. Drittens, damit die Schweiz erfolgreich bleibt, muss sich etwas ändern.

Dieser Befund mag lakonisch klingen, doch damit sollen die Reden keineswegs lächerlich gemacht werden. Die Struktur ist zu Recht so gewählt. Sowohl in gesellschaftlicher als auch ökonomischer Sicht ist die Schweiz seit ihrem Bestehen äusserst erfolgreich. Und das war sie nur, weil sie sich auch immer wieder gezielt dem sich ändernden Umfeld angepasst hat. Der spannende Teil jeder 1.-August-Rede ist denn auch jeweils der zweite und dritte Akt: Wie sieht das neue Umfeld aus? Und was sollte geändert werden?

Jürg Müller, neuer Direktor von Avenir Suisse seit 1. August 2023. (Linda Pollari)

Genau an diesen beiden Fragen arbeiten die Forschenden von Avenir Suisse nicht nur am Nationalfeiertag, sondern das ganze Jahr hinweg. Der Think-Tank belebt seit seiner Gründung die öffentliche Debatte mit neuen Denkanstössen, wie dem wirtschaftlichen, technologischen und gesellschaftlichen Wandel begegnet werden soll. Die Ideen von Avenir Suisse stossen dabei immer wieder überfällige Reformen an oder inspirieren zu weiteren neuen Ideen. Ein Think-Tank stellt zudem auch eine Ausbildungsstätte dar: Ehemalige Forschende von Avenir Suisse wirken heute im öffentlichen und privaten Sektor weiter und arbeiten dort tagtäglich an den konkreten institutionellen Anpassungen.

Die Weiterentwicklung des Erfolgsmodells Schweiz stellt somit das Kerngeschäft von Avenir Suisse dar. Dafür muss sich der Think-Tank auch selbst stets weiterentwickeln. Ich freue mich sehr, diese Erneuerungsprozesse seit dieser Woche als neuer Direktor zusammen mit einem hochmotivierten Team vorantreiben zu dürfen. Als bisheriger Forschungsleiter und Senior Fellow ist mir die erfolgreiche Arbeit der drei bisherigen Direktoren bestens bekannt. Doch der vergangene Erfolg ist kein Garant für den künftigen; was für die Schweiz gilt, gilt auch für Avenir Suisse.

Den Stabswechsel an der Think-Tank-Spitze werden wir daher nutzen, um bestehende Strukturen und Gefässe zu prüfen und bei Bedarf neu zu denken. In den kommenden Monaten werden Sie somit verschiedene Veränderungen wahrnehmen. Ich lade Sie herzlich dazu ein, bei diesem Prozess mit uns in einen Dialog zu treten. Rückmeldungen zu unserer Arbeit sind sehr willkommen, nur so können wir uns effizient und effektiv verbessern.

Etwas ist bei allen Neuerungen jedoch unverhandelbar: Am Kernauftrag von Avenir Suisse gilt es nicht zu rütteln. Als unabhängiger Think-Tank werden wir weiterhin marktwirtschaftliche, liberale und wissenschaftlich fundierte Ideen für die Zukunft der Schweiz entwickeln. Wir wollen den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel kritisch, kreativ und konstruktiv begleiten – damit auch künftige 1.-August-Reden mit dem immer gleichen ersten Akt beginnen können.