Gastreferent Gerhard Schwarz Direktor des Think Tank Avenir Suisse, erläuterte, weshalb die Idee der Freiheit eine gute ist und weshalb es sich lohnt, für diese zu kämpfen.

An den letzten zwei Generalversammlungen referierten auf Schloss Lenzburg Karl Lüönd und Kurt Imhof. Beide versuchten der Medienbranche in den nicht ganz einfachen Zeiten Selbstbewusstsein einzuflössen. Dieses Jahr nun trat Gerhard Schwarz vor die Gäste. Der Direktor des Think Tank Avenir Suisse und ehemalige stellvertretende Chefredaktor der NZZ referierte zum Thema «was heisst heute liberal?». Bedeutet das nun, dass man sich uni den Freisinn Sorgen machen muss? Nach dem rund 30-minütigen Plädoyer für die liberalen Werte lautet die Antwort klar «Nein».

Schwarz stellte gleich zu Beginn seines Referats klar: «Ich gehöre zu jenen, die liberale Prinzipien für ziemlich zeitlos und universal gültig halten.» Individuelle Freiheit, Selbstverantwortung und Wettbewerb seien zutiefst menschlich. Schnell wurde auch klar, weshalb Schwarz die Beantwortung der Ausgangsfrage für wichtig hält. «Liberalen Prinzipien weht ein zunehmend rauer Wind entgegen, liberale Parteien verlieren an Zuspruch und die Idee der Freiheit wird zunehmend infrage gestellt.»

«Freiheit ist sozial»

Weshalb er selber eine liberale Gesellschaft als erstrebenswert erachte, erläuterte Schwarz mit diesen vier Punkten, Erstens und am offenkundigsten: Nur eine solche Gesellschaft erlaube es dem Individuum, sich möglichst frei zu entfalten. Zweitens ist Schwarz überzeugt, dass der wissenschaftliche, der gesellschaftliche und nicht zuletzt der wirtschaftliche Fortschritt der letzten Jahrhunderte der Freiheit und der Marktwirtschaft zu verdanken seien, Dank dieser gebe es drittens heute mehr Wohlstand auf der Erde als noch vor 300 Jahren. Und viertens sei Freiheit sozial «Denn ob etwas verteilt werden kann, hängt davon ab, ob es etwas zu verteilen gibt. Die Marktwirtschaft sorgt für möglichst viele Brote, statt das vorhandene Brot in viele gerechte Scheiben aufzuschneiden.»

Rückbesinnung auf Bescheidenheit

Wenn Freiheit so viele Vorteile aufzuweisen hat, warum ist der Boden rar den Liberalismus dann so steinig? Schwarz: «Freiheit und Selbstverantwortung werden oft als beschwerlich empfunden. Die Sprache verrate es: «Die Qual der Wahl», sich zu entscheiden, werde von vielen statt als Lust als Last empfunden. Wie kann der Liberalismus wieder an Format gewinnen? Schwarz: «Indem sich gerade die Eliten stärker auf Mitmenschlichkeit, Bescheidenheit und Vertragstreue rückbesinnen. » So unbequem die Idee der Freiheit für manche auch sein möge. Für Schwarz ist klar: «Die Idee der Freiheit lässt sich nicht grundsätzlich verbessern, sie ist eine gute Idee.»

Dieser Artikel erschien in der Aargauer Zeitung vom 02. Juni 2012.