In der Schweiz nimmt der Verkehr auf den Strassen wie auf den Schienen markant zu. Zwischen 1995 und 2015 stiegen die Anzahl der gefahrenen Kilometer pro Person auf den Schienen sowie die Fahrzeugkilometer mehr als das Bevölkerungswachstum oder die reale Wirtschaftsleistung. Der Trend ist weiterhin steigend. Die wachsende Nachfrage nach Mobilität bekommen wir deutlich zu spüren: Auf den Strassen, in den Bahnhöfen und in den Zugabteilen wird es eng. Insbesondere in den Agglomerationen und auf der Mittellandachse stauen sich Autos, Busse und Lastwagen bereits heute.

Die Probleme, die sich aus dem Mobilitätswachstum ergeben, lassen sich grundsätzlich in die drei Bereiche Ökonomie, Ökologie und Gesellschaft gliedern. Aus ökonomischer Sicht ist eine zentrale Ursache für das über dem Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum liegende Verkehrswachstum die fehlende Kostenwahrheit. Subventionen heizen die Nachfrage nach Mobilität an, was wiederum zu noch mehr Subventionen für den Kapazitätsausbau führt – ein Teufelskreis. Die Folgen davon sind unausgeglichene Kapazitätsauslastungen und hohe Staukosten. Ein hoher Ressourcenverbrauch und Klimagasemissionen schaden dem Ökosystem. Schliesslich trägt die Gesellschaft die Folgen eines ineffizienten Verkehrssystems. Sei es über höhere Steuern und Gebühren, Staus und Unfälle oder Lärm und Umweltschäden.

Damit der Schweizer Verkehr weiterhin reibungslos funktionieren kann, sind konkrete Massnahmen gefragt. Eine effiziente und nachhaltige Mobilität verlangt Anpassungen der Infrastruktur, den Einsatz neuer Technologien sowie eine verursachergerechte Finanzierung. Die Digitalisierung ermöglicht bereits heute Lösungen, die einfach und schnell umsetzbar sind. Darunter fallen beispielsweise Sharing-Economy-Geschäftsmodelle, die eine effiziente Nutzung der vorhandenen Ressourcen ermöglichen. Firmen wie Smide stellen E-Bikes zur Verfügung, die per App lokalisiert, bezahlt und rund um die Uhr genutzt werden können. Nach Beendigung der Fahrt kann die nächste Person das Fahrrad benutzen. Mittels Big Data wird sich das Verkehrsaufkommen künftig genauer prognostizieren und optimieren lassen, sodass Staus vermieden und Emissionen verringert werden können.

Zeit für einen Richtungswechsel in der Verkehrspolitik

Obwohl neue Ansätze bestehen, die bereits umgesetzt werden könnten, kommen wir mit der Lösung unserer Probleme in der Mobilität nicht vom Fleck. Woran liegt das? Im Zentrum der Verkehrspolitik steht immer noch der Ausbau der Infrastruktur. Anstatt die bestehenden Kapazitäten effizienter zu nutzen und Umwelt sowie Ressourcen zu schonen, werden neue Milliardeninvestitionen getätigt. Technologische Innovationen müssen deshalb vermehrt ins Zentrum der Verkehrspolitik gerückt und die politischen Rahmenbedingungen für ihre Umsetzung geschaffen werden.

Podiumsgespräch mit Matthias Zwingli, Oliver Zähner, Massimo Redigolo und Daniel Müller-Jentsch (v.n.l.r) unter der Leitung von Salomè Vogt und Fabio Wüst

Dem Mobility Pricing wird im öffentlichen Diskurs zwischen Technologien und Infrastruktur noch zu wenig Beachtung geschenkt. Dabei handelt es sich dabei um den «Missing Link» in der Problemlösung. Erstens wird durch eine stärkere Benutzerfinanzierung die Kostenwahrheit gestärkt und unnötiges Verkehrswachstum gebremst; zweitens können Anreize geschaffen werden, um die Nutzung der Verkehrsmittel und -wege von Zeiten mit einer hohen Auslastung zu Zeiten mit einer geringeren Auslastung zu verlagern. Davon profitieren die Wirtschaft, die Umwelt und die Gesellschaft als Ganzes. Billiger, effizienter und ökologischer – so lassen sich die Vorteile des Mobility Pricing prägnant zusammenfassen.

Die Redner der Paneldiskussion waren sich am Ende des Abends einig: Verschiedene Lösungen liegen auf dem Tisch, die zu einer smarten Mobilität führen. Neue Technologien und Mobility Pricing werden in Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen, um eine effiziente, günstige und ressourcenschonende Mobilität zu gewährleisten. Die aktuelle Verkehrspolitik ist aber noch zu sehr auf den Ausbau der Infrastruktur fokussiert. Ein Richtungswechsel ist notwendig, um geeignete Rahmenbedingungen für eine Verkehrspolitik der Zukunft zu schaffen.