Endlich Feierabend! Zeit, um mit Freunden an den See zu gehen. Wie so oft dreht sich die Diskussion um die Ausbildung, die Flüchtlingskrise oder die bevorstehende Abstimmung über die Altersvorsorge. Zugleich kommt jedoch eine gewisse Gleichgültigkeit auf: «In der Politik könne man sowieso nichts bewirken».

Tatsächlich trifft genau das Gegenteil zu. Dank des Milizsystems verfügt die Bevölkerung in der Schweiz über die Möglichkeit, auf Gemeinde-, Kantons- oder Bundesebene das politische Geschehen direkt zu beeinflussen. Bis heute stellt die Ausübung eines öffentlichen Mandats nämlich überwiegend eine Nebenbeschäftigung nebst dem beruflichen Alltag dar. Obwohl ein Engagement in der Politik vermeintlich zu viel Freizeit in Anspruch nimmt oder nicht genügend Wertschätzung erfährt, bringt es auch zahlreiche Vorteile mit sich.

Ein von Staatsbürgern betriebener Bürgerstaat

Das Schweizer Milizsystem geht vom Verständnis aus, dass jeder Bürger entsprechend seiner Möglichkeiten einen Beitrag zum Gemeinwesen leistet. Es gründet auf dem republikanischen Ideal, wonach sich der Bürger mitsamt seiner Praxiserfahrung aktiv ins Staatswesen einbringt und in öffentlichen Angelegenheiten Verantwortung übernimmt. Das Milizsystem stiftet folglich Identität zwischen Bürger und Staat, schränkt die Bürokratie ein und fördert ein Verantwortungsbewusstsein für das Gemeinwohl.

Das Milizsystem unter Druck

Allerdings beruht das herkömmliche Bild des National- oder Ständerates, welcher parallel noch mit einem Bein im Berufsleben steht, vielfach auf veralteten Vorstellungen. Zu gross ist die mediale Aufmerksamkeit, zu komplex sind die zu betreuenden Dossiers. In der Tat wird es zunehmend herausfordernder, neben der politischen Milizarbeit noch eine berufliche Tätigkeit auszuüben. Der zeitliche Aufwand erklärt auch die hohe Fluktuationsrate in kantonalen Parlamenten, wo über 50% der Amtsträger nach Ende einer Legislaturperiode ihr Amt freiwillig niederlegen oder nicht wiedergewählt werden. Gleichzeitig hat jede zweite Gemeinde Schwierigkeiten, ihre Behörden zu besetzen. Erfahrungsgemäss entziehen sich potentielle Kandidaten einer solchen Verpflichtung primär aufgrund von Zeitüberlegungen.

Gründe für die Ausübung eines politischen Mandats

Entgegen dieser Entwicklungen ermöglicht die Ausübung eines politischen Mandats das Mittragen von Beschlüssen sowie die Teilnahme am öffentlichen Geschehen. Somit wird der Gesellschaft ein wertvoller Dienst erwiesen. Zudem kann ein solches Amt einen willkommenen Ausgleich zum Büroalltag schaffen. Neue Kontakte bieten die Möglichkeit zur Erweiterung des persönlichen Netzwerkes und die vielseitigen Tätigkeiten tragen zur individuellen Weiterentwicklung bei. Generell können sich nebenamtliche Betätigungen bezahlt machen, insbesondere in einem Bewerbungsprozess dienen sie als schlagkräftiges Argument. Ein politisches Engagement trägt demzufolge nicht nur zu einer besseren Zukunft bei, sondern sieht auch auf dem Lebenslauf gut aus.

Das Milizsystem bietet die Möglichkeit zum Mitregieren und leistet dadurch einen wichtigen Beitrag an die Gesellschaft. (Bild: Fotolia)

Lösungsansätze

Bereits in der Vergangenheit hat Avenir Suisse das passive Wahlrecht für aktive Ausländer sowie einen Bürgerdienst für alle zur Linderung der Personalnot im Schweizer Milizsystem vorgeschlagen. Ein solcher Bürgerdienst würde vorsehen, dass alle Einwohner der Schweiz einen gewissen Anteil ihrer Zeit für die Armee, den Zivildienst oder andere anerkannte Aktivitäten wie eine Kirche oder eine Gemeindebehörde aufbringen würden. Dadurch würde das Interesse der Politik nachhaltig mit dem der Gesellschaft und der Wirtschaft gekoppelt.

Willst Du Dich nicht nur für die Gesellschaft engagieren, sondern auch Deine Zukunft selbst in die Hand nehmen, so empfiehlt sich das Engagement in einer Partei oder die Kandidatur für ein öffentliches Amt. Das Schweizer Milizsystem bietet die Möglichkeit zum Mitregieren und bewirkt, dass Entscheidungen möglichst nah an der Bevölkerung gefällt werden.