Die staatliche Altersvorsorge Schwedens kennt eine umlagefinanzierte Komponente, die Einkommensrente, und einen kapitalgedeckten Bestandteil, die Prämienrente. Rund 86% der Vorsorgebeiträge fliessen in das Einkommensrentensystem.

Mit der deutlich kleineren Prämienrente fördert Schweden die finanzielle Eigenverantwortung der Versicherten. Diese haben nämlich Wahlfreiheit in Bezug auf Produktanbieter, Anlagestrategien und Anlageprodukte. Ihnen stehen heute rund 850 von mehr als 100 Fondsmanagement-Gesellschaften angebotene Investmentfonds zur Verfügung, aus denen sie maximal fünf auswählen können. Das ermöglicht ihnen eine differenzierte und auf ihre individuelle Risikofähigkeit und Risikobereitschaft abgestimmte Anlagestrategie. Der Wettbewerb zwischen den Anbietern soll die Ausrichtung auf die Kundenbedürfnisse und eine effiziente Abwicklung fördern. Wer auf die Möglichkeit der freien Wahl verzichtet, investiert seine Beiträge in einen staatlichen Default-Fond. Dieser bietet ebenfalls nach Risikograden abgestufte Investitionsmöglichkeiten an.

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Die Chance der freien Wahl wird genutzt. 58% der Versicherten haben sich bereits dafür entschieden, und 70% des im Prämienrentensystem angehäuften Kapitals ist in den frei wählbaren Anlagefonds investiert (siehe Tabelle).

Dennoch hat die freie Wahl der Leistungserbringer und der Anlagestrategie die hoch gesteckten Erwartungen nicht ganz erfüllt. Jüngere Versicherte sind eher zurückhaltend, und eine ohne Kostenfolgen mögliche aktive Bewirtschaftung der Portefeuilles stösst auf geringen Zuspruch. Der Hauptgrund für die Zurückhaltung liegt wohl darin, dass die Versicherten von der Vielfalt des Produktangebots überfordert sind.

In der Schweiz, wo die freie Wahl der Anlagestrategie in der beruflichen Vorsorge nur unter sehr eingeschränkten Bedingungen möglich ist, gibt es Stimmen, die gegenüber einer Ausweitung der Wahlmöglichkeit skeptisch sind. Sie befürchten unangemessenen Aufwand, aber auch Fehlentscheide der Versicherten bei ihren Investitionen, die dazu führen könnten, dass sie im Alter mit den Vorsorgegeldern nicht auskommen und Sozialhilfe beanspruchen müssen.

Avenir Suisse setzt sich nachdrücklich für die freie Wahl nicht nur der Anlagestrategie, sondern auch der Vorsorgeeinrichtung ein, trägt aber diesem Risiko Rechnung und schlägt vor, die freie Wahl auf das Überobligatorium der zweiten Säule und die Wahlmöglichkeit auf drei bis fünf Anlagestrategien zu beschränken. Das Überobligatorium beginnt heute bei 84’220 Franken. Rund zwei Fünftel der in der beruflichen Vorsorge Versicherten kämen bei dieser Neuerung in den Genuss der freien Wahl. Versicherte, die ihre Anlagestrategie nicht selber definieren wollen, können sich für eine Strategie mit ausgewogenem Risiko („Default-Strategie“) entscheiden, wie sie heute von den meisten Vorsorgeeinrichtungen gewählt wird.

Mehr zu diesem Thema erfahren Sie im soeben erschienenen Diskussionspapier Reformimpulse aus Schweden.