Anteil der Industrie an der Wertschöpfung

Die Schweiz ist immer noch das am stärksten industrialisierte Land der Welt: Dies zeigt das Plakat «Industriemacht», das der neuen Ausgabe der Informationsbroschüre «avenir aktuell» beiliegt und sich hier herunterladen lässt. Seit 1970, als die Industrie noch den Weltrekordwert von 40% zum Schweizer BIP beitrug, halbierte sich zwar der Anteil wegen der Erdölkrise und der Frankenstärke bis 1990. Aber im Gegensatz zu allen anderen westlichen OECD-Ländern sank er seither nicht weiter. Der wichtigste Grund dafür war: Die Schweizer Industrie führte einerseits bei Massengütern die vollautomatische Fertigung ein und stellte anderseits auf Produkte mit hoher Wertschöpfung um.

Massengüter in der Schweiz produzieren?

Wer den Anteil der Lohnkosten am Verkaufspreis unter 10% drücke, der könne gut in der Schweiz produzieren, pflegte Nicolas Hayek zu sagen. Der Unternehmer wies der Schweizer Industrie in den 1980er-Jahren den Weg, als er die traditionsreichen Uhrenfirmen ASUAG und SSIH zusammenschloss, denen der Untergang drohte, weil sie den Kampf gegen die Billig-Konkurrenz aus Japan verloren. Der fusionierte Konzern SMH (heute Swatch Group) brachte die Swatch auf den Markt, eine modische Plastikuhr, die sich dank ihren wenigen Einzelteilen industriell fertigen liess. Und die renommierten Firmen der Gruppe – Breguet, Blancpain oder Omega – setzten noch stärker auf Luxusuhren, die sich wegen ihrer Einzigartigkeit global zu hohen Preisen und damit mit grosser Marge verkaufen lassen.

Für die Automatisierung bietet die Schweiz die besten Voraussetzungen. Einerseits beschäftigten die Schweizer Unternehmen schon im Industriezeitalter kaum Tausende von wenig qualifizierten Arbeitern, sondern Berufsleute mit Lehre oder Studium; wegen der hohen Lohnkosten und des meist starken Frankens mussten sie immer auf Rationalisierung setzen. Anderseits nützte dem Werkplatz gerade auch die Attraktivität des Finanzplatzes, weil das Kapital aus aller Welt für ein niedriges Zinsniveau sorgte, also die Kapitalkosten der Produktion senkte.

Traditionsprodukt dank Vollautomatisierung

Wie es geht, zeigte Hayek in einer der Schweizer Traditionsbranchen und es zeigt sich heute auch in einer der weltweit bekanntesten Schweizer Traditionsfirmen: Das 128 Jahre alte Familienunternehmen Victorinox aus Ibach SZ verkauft sein Swiss Army Knife immer noch rund um den Globus – gegen Billigkonkurrenz vor allem aus Asien. Denn am Verkaufspreis eines Taschenmessers machen die Lohnkosten in der Produktion nur noch 12% aus, weniger als die Kapitalkosten mit 13%. Zwar montieren immer noch Frauen kleinere Serien, häufig in Heimarbeit; die meisten Messer werden aber von Automaten hergestellt. Insgesamt 600 Maschinen stehen in den Produktionsräumen, ein Drittel eingekauft, ein Drittel für die eigenen Bedürfnisse angepasst und ein Drittel selber entwickelt. Für die automatisierte Produktion, aber auch für Management, Innovation und Marketing braucht die Firma hochqualifiziertes Personal. Während sie vor dreissig Jahren noch 70% Angelernte und 30% Berufsleute beschäftigte, hat sich dieses Verhältnis heute umgekehrt. Dank der Automatisierung steigerte Victorinox seit 1961 den jährlichen Ausstoss von Messern pro Mitarbeiter von 2000 auf 32000 Stück.

Schrauben, Tuben und Kapseln made in Switzerland

Dank der Automatisierung kommen heute viele Massengüter mit geringstem Wert aus der Schweiz, wie Tuben, Schrauben, CD-Hüllen oder Pet-Flaschen. Und eine erstaunliche Erfolgsgeschichte ist auch der Nespresso: Die weltweit begehrten Kaffeekapseln – und auch die Maschinen dafür – werden bisher ausschliesslich in der Schweiz hergestellt. Der Kaffee trägt deshalb inzwischen mehr zum Export bei als die Traditionsprodukte Käse und Schokolade zusammen. Beim Nespresso zeigt sich nicht nur das eine Erfolgsrezept der Schweizer Industrie, die Automatisierung, sondern mehr noch das andere: die exklusiven Produkte mit hoher Wertschöpfung.

Die Informationsbroschüre «avenir aktuell» und das Plakat zum Thema «Werkplatz Schweiz – Industriemacht» lassen sich hier herunterladen oder, auch in grösseren Mengen, kostenlos bestellen bei office@avenir-suisse.ch.