Die Regeln zur Bauzonendimensionierung und zur räumlichen Verteilung der Bauzonen stehen im Zentrum der laufenden Revision des eidgenössischen Raumplanungsgesetzes (RPG). Die geografische Verteilung und die Preise von Bauland sind zentrale Determinanten für die Entwicklung des «Bauwerks Schweiz». Dabei geht es um einen Grossteil des nationalen Kapitalstocks. Der materielle Wert von Infrastruktur, Gewerbe-, Büro- und Wohnbauten ist in hohem Mass abhängig von der geografischen Lage und der Verknüpfung der Elemente untereinander. Von entsprechender Bedeutung ist die Raumplanung, also die Regeln zur Verteilung der «immobilen» Assets im Raum. Aus diesem Grund hat sich Avenir Suisse in den letzten Jahren intensiv mit dem Regelwerk zur Steuerung der Siedlungsentwicklung beschäftigt.
In vielen ländlichen Regionen wurde in der Vergangenheit gegen das seit 1980 geltende Bundesrecht verstossen, demzufolge Bauzonenreserven für den erwarteten Bedarf von 15 Jahren eingezont werden dürfen. Viele Gemeinden und Kantone haben diesen Wert um das Doppelte bis Fünffache überschritten und sich durch «Bauzonendumping» im Standortwettbewerb einen unlauteren Vorteil gegenüber Gebietskörperschaften verschafft, die sich an das Bundesrecht gehalten haben. Aus ökonomischer Sicht stellt die Fehlallokation der Bauzonenreserven die grösste Altlast der Schweizer Raumplanung dar. Gemäss der neuen Bauzonenstatistik sind landesweit 28‘000 bis 41‘000 ha Bauzone noch nicht überbaut. Diese Flächen reichen aus, um 1,0 bis 1,7 Mio. zusätzliche Einwohner unterzubringen – ohne Nachverdichtung.
Ein Grossteil der Bauzonenreserven liegt jedoch in peripheren Gebieten. Dies hat weitreichende Folgen: Die niedrigen Baulandpreise in der Peripherie schaffen einen Anreiz, flächenintensiv und in schlecht erschlossenen Lagen zu bauen. Die subventionierte Mobilität verstärkt diesen Effekt. Wenn man die Bauzonen einfach dort «volllaufen» lässt, wo sie aufgrund einer schlecht koordinierten Raumplanung zu liegen kamen, führt dies zu infrastrukturellen Folgekosten in Milliardenhöhe. Weite Teile des Schweizer Verkehrssystems müssten ausgebaut und die Kosten vor allem durch den Staat, also die Steuerzahler getragen werden. Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist es daher wünschenswert, die Altlast der fehlplatzierten Bauzonenreserven abzubauen. Dies ist das Anliegen der RPG-Revision.
Eine weitergehende Analyse zu diesem Thema finden sie in der Februarausgabe der Zeitschrift «Die Volkswirtschaft».