Der Verein Chance Industrie Rheintal, die Hans-Huber-Stiftung und der Verein St. Galler Rheintal luden gestern zur Podiumsdiskussion mit dem Thema «Die Zukunft der Berufslehre» ein. Es ging um den Stellenwert dieser Ausbildungsform.
Christian Fiechter, Präsident der Hans-Huber-Stiftung, die sich zum Ziel setzt, die berufliche Ausbildung zu fördern, begrüsste als Leiter der Gruppe Schuwi (Schule und Wirtschaft) im Widnauer «Metropol»-Saal hochkarätige Vertreterinnen und Vertreter aus Schul- und Wirtschaftskreisen zur Podiumsdiskussion. Dabei waren Professor Dr. Rolf Dubs, Uni St. Gallen, Regierungsrat Stefan gölliker, Vorsteher des Bildungsdepartements, Albert Koller, Leiter Personal/ Vizedirektor der Jansen AG, Oberriet, sowie Dr. Rudolf Walser, Avenir Suisse, zur Podiumsdiskussion. Diese moderierte «Tagblatt» – Redaktorin Diana Bula. Dabei wurde gefordert, dass der ,Erfolg der dualen Berufsausbildung für die Zukunft zu sichern sei.
Weniger Lernende
Dr. Patrik Schellenbauer stellte eingangs die von Avenir Suisse erarbeitete Studie «Die Zukunft der Lehre – Die Berufsbildung in der globalisierten Schweiz»- vor.
Dabei hielt Schellenbauer fest, dass aufgrund der demografischen Entwicklung die Rekrutierung guter Lernender drastisch erschwert werde. Der Kampf um gute Lernende habe somit bereits begonnen. Trotzdem würden auch künftig rund zehn Prozent der Schulabgängerinnen und Schulabgänger ohne Ausbildung bleiben. Die Globalisierung stelle neue Herausforderungen, so etwa an die Qualität der Bildung.
Jeder dritte Schulabgänger käme künftig in die Warteschlange, die mit einem Sprachaufenthalt oder dem 10. Schuljahr überbrückt werden könne. Obwohl die Nachfrage nach Akademikern, Technikern und Führungskräften steige, stellte Schellenbauer fest, werde es die traditionellen Dienstleistungsberufe auch in Zukunft brauchen. So gelte es, die vorhandene Begabungsreserve optimal zu nutzen und gleichzeitig die Qualität des Lehrstellenangebots zu halten sowie die Grundkompetenzen der Lernenden zu stärken und den Zugang zu den Mittelschulen zu fördern.
Beruf muss glücklich machen
Die Podiumsteilnehmer waren sich darin einig, dass sie selber noch einmal denselben Bildungsweg einschlagen würden. Rolf Dubs riet den Lernenden von morgen, bei der Berufswahl nicht an Karriere und Löhne zu denken, sondern zu hinterfragen, was sie von der Voraussetzung her glücklich mache. Das Bildungssystem müsse neu überdenkt und nicht bloss auf die technokratische Ausrichtung abgestützt werden.
Stefan Kölliker will sich Gedanken über alle Schulstufen machen. Vermehrt seien die Natur- Wiisenschaften und die Mathematik zu fördern. Albert Koller brach eine Lanze für die höhere Berufsbildung. Das Potenzial dazu sei vorhanden. Nach Kölliker ist die Maturitätsquote -St. Gallen weist die tiefste der ganzen Schweiz aus – zu steigern.
Frauen in technischen Berufen
Dubs warnte aber vor Irrtümern bei Prozentzahlen. So soll nicht über Prozente diskutiert, sondern von der Erwerbsstrulctut ausgegangen werden. Koller möchte auch junge Damen für Techniker- z tintI Ingenieurberufe interessigien.-Dubs warnte davor, dass ein Studium noch lange keine Karriere- oder gar Lohngarantie sei. So seien bei der Berufswahl auch die Eltern in Pflicht zu nehmen, was auch Kölliker ein Bedürfnis ist.
Berufslehre hat gute Chancen
Alle vier Podiumsteilnehmer, vor allem auch Rudolf Walser, waren sich darin einig, dass die Berufslehre auch in Zukunft gute Chancen habe. Zuguterletzt wurde von der OMR-Präsidentin Helga Klee gefordert, dass Fächer wie Werken und Hauswirtschaft auch der Allgemeinbildung dienen würden und nicht gekürzt oder gar gestrichen werden dürfen.
Dieser Artikel erschien in «Der Rheintaler» vom 9. Juni 2011.