Auch nach der Festlegung einer Wechselkursuntergrenze des Frankens zum Euro durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) Anfang September dieses Jahres hat sich die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Unternehmen im Ausland nicht wesentlich verbessert. Nach wie vor kämpfen sie als Folge des harten Frankens mit extrem hohen Lohnstückkosten Sie liegen in Fremdwährung gegen 25% höher als im Heimmarkt.
Terms of trade im Abschwung
Traditionell scheuten Schweizer Unternehmen mit ihren hochwertigen Dienstleistungen und Produkten immer schon den Preiswettbewerb und suchten dafür den Innovationswettbewerb. Zwar wurde den Unternehmen im Rahmen des Frankenpakets durch die Politik auch in diesem Bereich Hilfestellung geboten, etwa über ausserordentliche Mittel für die KTI, die sich offenbar regen Zuspruchs erfreuen. Dennoch ist klar, dass sich Schweizer Unternehmen auf den internationalen Märkten nur erfolgreich halten können, wenn sie auch in preislicher Hinsicht Konzessionen machen. Dass sie dies auch zu tun gezwungen sind, wird aus den Daten der Nationalen Buchhaltung ersichtlich.
Zwar erzwang der Einbruch der Exportnachfrage im Gefolge der weltweiten Finanzmarktkrise bereits ab dem 3. Quartal 2008 einen Preisrückgang. Die im 2. Quartal 2009 einsetzende rasche Erholung der Exportnachfrage wurde jedoch nicht von einem entsprechenden Aufschwung der Exportpreise begleitet. Vielmehr fielen diese weiter. Insgesamt sank der Exportpreisdeflator von seinem Höchstwert im 3. Quartal 2008 bis zum aktuellen Stand um 6%, was einen auch im historischen Vergleich beträchtlichen Rückgang darstellt. Demgegenüber erholten sich die realen Exporte zwischen dem 2. Quartal 2009 und dem 2. Quartal 2011 um 15%.
Immer wieder wird argumentiert, dass sich die anhaltende Höherbewertung des Frankens über die realen Austauschverhältnisse («Terms of Trade») günstig auf den Wohlstand in der Schweiz auswirke. Dies ist nur beschränkt der Fall. Die Terms of Trade haben sich zwischen dem 3. Quartal 2008 und dem 2. Quartal 2009 tatsächlich um fast 7% verbessert. Weil die Exportpreise etwas schneller gefallen sind als die Importpreise, haben sie sich aber seither um rund 2,5% verschlechtert.
Es besteht kein Zweifel, dass die seit dem Übergang zu einem Regime flexibler Wechselkurse im Jahre 1973 stetige Aufwertung des Frankens gegenüber den wichtigsten Währungen unserer Handelspartner (seit 1973 wertete der Franken pro Jahr um durchschnittlich knapp 1% auf) einer der Hauptgründe für die hohe internationale Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Unternehmen ist.
Löhne und Preise unter Druck
Allerdings werden auch die kompetitivsten Firmen durch das Tempo der jüngsten Aufwertung des Frankens drastisch gefordert, wenn nicht sogar überfordert. Sie müssen, um ihre Marktanteile im Ausland zu verteidigen, die notwendigen Strukturanpassungen nicht wie früher über Jahre, sondern über wenige Quartale vornehmen. Für den Erhalt der internationalen Wettbewerbsfähigkeit wird es daher wohl auch unvermeidlich sein, mit wirtschaftspolitischen Reformen eine «interne Abwertung» einzuleiten und Löhne und Preise zu drücken.