Unter dem Titel «The Future of Transnational Security on the European Continent» findet von 16. bis 17. Januar 2020 am Flughafen Zürich der vierte von Avenir Suisse veranstaltete internationale Think-Tank-Summit statt. Im Konferenzband «An International Think Tank Report on Security in Europe» zeigen die teilnehmenden Forscher aus acht Ländern auf, dass die sicherheitspolitische Zusammenarbeit in Europa nicht mit einem Mangel an Ressourcen kämpft, sondern mit organisatorischen und politischen Ineffizienzen.

Die aktuelle geopolitische Lage zeigt: In Zukunft wird Europa mehr sicherheitspolitische Verantwortung wahrnehmen müssen, insbesondere aufgrund der vermehrten Ausrichtung der USA auf den asiatischen Raum. Auf dem Kontinent fehlt aber bisher eine klare sicherheitspolitische Strategie, weil die Länder je nach geografischer Lage oder integrationspolitischen Ansprüchen (sicherheitspolitische Souveränität Europas vs. Kompatibilität mit den USA/Nato) unterschiedliche sicherheitspolitische Interessen verfolgen.

Aus Schweizer Sicht ist relevant, dass die Autoren des vorliegenden Sammelbands für ein stärkeres kollektiv-strategisches Denken in Europa plädieren und sicherheitspolitische Autonomie auf dem europäischen Kontinent vor allem als transnationale Kooperation verstehen.

Vom Réduit zum transnationalen Sicherheitsverständnis

Der Beitrag von Avenir Suisse zeigt auf, dass der strategische Ansatz auch in der föderalen Schweiz auszubauen ist. Neue Sicherheitsrisiken machen nicht vor nationalen Grenzen Halt und mit einem militärischen Mandat allein wird man ihnen nicht begegnen können. Ein umfassenderer Ansatz ist angebracht. Eine Diskussion über den Mehrwert von verschiedenen sicherheitspolitischen Ausrichtungen und Mas-snahmen ist erst möglich, wenn die Schweiz eine eigentliche sicherheitspolitische Strategie entwickelt.

Folgende Empfehlungen sollen zu mehr sicherheitspolitischer Transparenz beitragen und das transnationale Engagement der Schweiz einordnen:

  1. Die Schweiz braucht eine sicherheitspolitische Strategie, die auf einer systematischen Bedrohungsanalyse aufbaut, Risiken und Massnahmen strategisch priorisiert und politische Kostentransparenz herstellt. Der nächste sicherheitspolitische Bericht des Bundesrates bietet sich hierfür an.
  2. Die Bundesverwaltung soll neu einen Sicherheitsrat aufweisen, der die sicherheitspolitischen Weichenstellungen effizient und kosteneffektiv umsetzt.
  3. Die Schweiz soll sich als Sicherheits- und Governance-Hub etablieren. Genf ist prädestiniert für eine Vorreiterrolle in den Bereichen «Cybersecurity», «Künstliche Intelligenz» und «Hybride Bedrohungen» und könnte weltweit Normen und Standards prägen.
  4. In der Cyberverteidigung soll das Potenzial von Public-Private-Partnerships in Zukunft besser ausgeschöpft und so auch das Schweizer Milizsystem gestärkt werden.

Avenir-Suisse-Think-Tank-Summit 2020: «The Future of Transnational Security on the European Continent», u.a. mit OSZE-Generalsekretär Thomas Greminger, Botschafterin Pälvi Pulli (VBS) und Ben Hodges, Kommandant der United States Army in Europa (2014 – 2017). Teilnahme nur auf Voranmeldung.