Immer wieder wird die These vertreten, dass der technologische Fortschritt Arbeitslosigkeit schaffe, weil er bestehende Arbeitsplätze vernichte. Doch dem ist nicht so: Innovations- und technologieintensivere Länder weisen tendenziell tiefere Arbeitslosenquoten auf als Länder mit schwacher Innovationsneigung. Der technologische Fortschritt vernichtet zwar Arbeitsplätze im physischen Sektor, schafft aber noch mehr im digitalen Bereich.

Eine grosse Chance für die Innovationskraft und die Wettbewerbsfähigkeit einer Wirtschaft sind Jungunternehmen. Die Schweiz ist in Sachen Innovation weltweit zwar führend, und nirgendwo sonst werden so viele Patente pro Kopf eingereicht. Allerdings werden diese Patente hierzulande vor allem von den etablierten, multinationalen Unternehmen hinterlegt. Die Anzahl Patente der Schweizer Start-ups liegt unter dem OECD-Durchschnitt. Die Schweiz hat also noch bedeutendes Verbesserungspotenzial.

Was macht die Schweiz gut?

Positiv zu werten ist die Stärke des Schweizer Bildungswesens. Die Schweiz zählt fünf Universitäten (Shanghai-Ranking 2017) in den Top 100 der Welt. Über ein Viertel aller Studenten in unserem Land werden an einer dieser fünf Hochschulen ausgebildet. Die ETH mit ihrer zunehmenden Anzahl Spin-offs gehört sogar zu den Top 20. Sie gilt als die beste kontinentaleuropäische Hochschule überhaupt.

Hönggerberg mit weltweiter Ausstrahlung: Die ETH mit ihrer zunehmenden Anzahl Spin-offs gehört zu den Top-20-Universitäten der Welt. (Wikimedia Commons)

Neben der guten Bildung und der hohen Wissensgenerierung kann die Schweiz als Standort vor allem mit stabilen politischen Rahmenbedingungen punkten. Trotz dieser an sich guten Ausgangslage ist die Unternehmer- und  Start-up-Kultur der Schweiz nicht vergleichbar mit derjenigen in den USA oder Israel.

Was gilt es bezüglich Jungunternehmertum noch zu verbessern?

Die Schwäche der Branche zeigt sich im Umfang der eingesetzten Investitionssummen: In der Schweiz ist eher wenig Risikokapital vorhanden, vor allem in der fortgeschrittenen Phase der Finanzierung. Es besteht eine Lücke zwischen dem Seed Financing (kleinere Summen) und dem Large-scale-Investment. Viele Start-ups, die die ersten Phasen überstanden haben und kurz davor sind, die Schwelle von der Businessidee hin zum Markteintritt zu überschreiten, gelangen in der Folge oft an ausländische Investoren. Damit einher geht das Risiko, dass die Jungunternehmen bereits vor dem Markteintritt die Schweiz verlassen. Um sie langfristig in der Schweiz zu halten, wären inländische Kapitalgeber von Vorteil.

Zum teilweise fehlenden inländischen Kapital hinzu kommt eine Reihe schädlicher Regulierungen; dazu gehören etwa kantonale Steuerregimes, die keine Besteuerung zum Marktwert zulassen, die Zeiterfassung im Arbeitsrecht und restriktive Zulassungsbedingungen für aussereuropäische Fachexperten. Das Kontingent für Fachkräfte aus Drittstaaten ist zu knapp und die Arbeitsbewilligungen für ausländische Universitätsabsolventen gestalten sich alles andere als einfach. Eine Folge: Nur acht Schweizer Jungunternehmen gehören zu den Top 5000 der am schnellsten wachsenden europäischen Unternehmen.

Abbau der Vorschriftendichte und Liberalisierungen vonnöten

Um die einheimische Start-up-Kultur entscheidend zu stärken, wird die Schweiz um Deregulierungen und weitgehende Liberalisierungen nicht herumkommen, sowohl im Arbeitsrecht als auch bei den Drittstaatenkontingenten oder der Bereitstellung von Risikokapital. Bei der zweiten Säule etwa könnten vermehrt Fonds zur Bereitstellung von Risikokapital gebildet werden. Diese würden helfen, die Risiken zu streuen und die Volatilität zu glätten. Auch weiterhin soll auf Bildung und die Unterstützung von Talenten gesetzt werden, um Innovationen zu fördern. Denn an unternehmerischen Ideen mangelt es in der Schweiz nicht.

Dieser Text ist in der Zeitschrift «Freiheit + Verantwortung» 4/2017 erschienen.