Handel und Migration sind zwei wirtschaftspolitische Herausforderungen, die gerade in Zeiten erstarkender nationaler Abschottungstendenzen nur mithilfe internationaler Lösungsansätze gemeistert werden können. Ein Dialog zu diesen Themen fand am 26. und 27. Januar im Rahmen des ersten internationalen «Avenir Suisse Think Tank Summit» am Flughafen Zürich statt.
Elf Referenten von neun verschiedenen Institutionen aus sieben Ländern sowie Kollegen von führenden Think-Tanks aus Genf, Zürich und Bern tauschten sich über die gegenwärtigen Entwicklungen aus. Verena Parzer-Epp und Mariusz Lukasiewicz befragten die Referenten des Roundtables zu den Kernaussagen ihrer Vorträge. Sie hören in englischer Sprache Statements folgender Gäste:
Richard Baldwin, Professor of International Economics, Graduate Institute, Geneva.
Frances G. Burwell, Distinguished Fellow at the Atlantic Council, Washington D.C.
Galina Kolev, Head of Research Group Macroeconomic Analysis and Forecast, Cologne Institute for Economic Research.
Hans-Peter Klös, Managing Director, Head of Research, Cologne Institute vor Economic Research.
Douglas Besharov, Nonresident Senior Fellow, Global Business & Economics, Washington D.C.
Weitere Informationen zum «Avenir Suisse Think Tank Summit»:
Podcast
Roundtable mit Peter Grünenfelder, Patrik Schellenbauer und Fabian Schnell
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Patrik Schellenbauer,
Fabian Schnell,
Peter Grünenfelder,
Nicole Dreyfus
Beziehungen Schweiz – USA nach der Wahl
PodcastRoundtable mit Peter Grünenfelder, Patrik Schellenbauer und Fabian Schnell
Was bedeutet die Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der Vereinigten Staaten aus ökonomischer und wirtschaftspolitischer Sicht? In einem Roundtable sprechen Peter Grünenfelder, Patrik Schellenbauer und Fabian Schnell über die mittel- und langfristigen Perspektiven für die Schweiz. Die EU wird für unser stark exportorientiertes Land an Bedeutung gewinnen, aber auch der Einfluss der asiatischen Länder dürfte zunehmen.
Falls die USA als zweitwichtigster Schweizer Exportmarkt neben der EU eine isolationistische Politik betreiben sollten, wird das für die Aussenwirtschaft der Schweiz zu einer neuen Herausforderung. Und die erwartete Zinserhöhung der US-Zentralbank Fed dürfte nach Trumps Wahl auf unbestimmte Zeit verschoben werden, was für die Schweizerische Nationalbank nicht von Vorteil ist. Im Avenir-Suisse-Roundtable erklärt Fabian Schnell, die Unsicherheit auf den Finanzmärkten sei zurzeit gross – und Unsicherheit wirke sich stets aufwertend auf den Schweizer Franken aus. Für Patrik Schellenbauer wäre Alarmismus allerdings fehl am Platz, auch wenn die Periode mit Negativzinsen voraussichtlich länger dauern wird als bisher erwartet.
Positive Seiten könnte man allenfalls Trumps Ankündigung abgewinnen, in den USA die Unternehmenssteuern zu senken, was wachstumsfördernd wirkt. Allerdings sei das für den europäischen Wirtschaftsraum nicht unbedingt eine gute Nachricht, denn Europa würde dadurch als Unternehmensstandort für US-Firmen weniger attraktiv. Ob es Trump hingegen gelingt, die Infrastruktur seines Landes innert kurzer Zeit zu erneuern, wird angesichts des Schuldenstandes der USA bezweifelt.
Sorgen bereitet auch die Erosion der politischen Kultur. Peter Grünenfelder geht davon aus, dass die westlichen Demokratien vor besonderen Herausforderungen stehen – insbesondere in Frankreich. In der Schweiz gebe es zwar auch Populismus, aber die Ausgangslage unterscheide sich aufgrund unserer halbdirekten Demokratie erheblich von anderen westlichen Ländern: Initiativen und Referenden würden den Puls der Bevölkerung regelmässig messen, zudem habe der allgemeine Wohlstand in den letzten Jahren zugenommen, betont der Direktor von Avenir Suisse.