Der Zufall wollte es, dass zwischen dem 18. und 26. März 2013 gleich drei wichtige Institutionen ihre Konjunkturprognosen verkündeten, das Seco, die KOF/ETH und der deutsche Sachverständigenrat. Auffallend war in diesem Zusammenhang die unterschiedliche Beurteilung der weltwirtschaftlichen Perspektiven. Dies dürfte für zwei derart aussenhandelsorientierte Länder wie die Schweiz und Deutschland doch eher selten sein.

Zwar betonen alle Prognostiker die bekannten Risiken für die Konjunktur wie die internationale Verschuldungsproblematik und den schwelenden Budgetstreit in den USA, deren konkrete Auswirkungen auf den zukünftigen Wirtschaftsverlauf beurteilen sie jedoch unterschiedlich. Während das Seco von einer «sich anbahnenden weltwirtschaftlichen Belebung» spricht und die KOF/ETH davon ausgeht, dass die Weltwirtschaft die Talsohle durchschritten habe, ist der Sachverständigenrat  in Bezug auf die Entwicklung der Weltwirtschaft und vor allem des Euro-Raums wesentlich zurückhaltender; er rechnet im laufenden Jahr für Deutschland mit einem negativen Wachstumsbeitrag des Aussenhandels zum BIP.

All dies erinnert wieder einmal an die alte Regel, wonach man bei Prognosen vorsichtig, aber beim Durchdenken aller Möglichkeiten weitsichtig sein sollte. Im Weiteren wird man sich bewusst,  dass jede Prognose von einer Analyse der Gegenwart ausgeht , die dann unter möglichst plausiblen Annahmen in die Zukunft fortgeschrieben wird. Bei den Annahmen spielen immer auch unterschiedliche Theorien, z. B. über die Wirkungszusammenhänge zwischen makroökonomischen Grössen, eine Rolle. Obwohl die Prognosemodelle laufend verfeinert und mit Hilfe von stochastischen Methoden auch dynamisiert  und anspruchsvoller geworden sind, bleiben den Prognostikern subjektive Urteile nicht erspart.  So bleibt nur die alte Weisheit: Wie es letztlich kommen wird, kann nur die Zukunft zeigen.

Wenn Unsicherheit immer auch auf konjunkturelle Wendepunkte hindeute,  wie Prognostiker stets betonen, steht die Weltwirtschaft möglicherweise vor einer entscheidenden Weggabelung: Entweder führen die weltweit lockere Geldpolitik und die in einigen Ländern eingeleiteten Strukturanpassungen und Fiskalkonsolidierungen zu einem allmählichen Übergang in ein selbsttragendes Wachstum. Oder aber die Wirkung der Geldpolitik verflüchtigt sich – weil die Zeit für die unumgänglichen Wirtschaftsreformen nicht genügend genützt wird-, und die fehlende Wirtschafsdynamik verfestigt sich mit allen sozialen und politischen Spannungen, die man sich dabei vorstellen kann.  Dies erklärt möglicherweise die unterschiedlichen Einschätzungen des deutschen Sachverständigenrats auf der einen Seite und der Schweizer Prognostiker auf der anderen.