Von «A» wie Abfallberge bis «Z» wie Zersiedelung: Wachstum kann zu Umweltproblemen führen. Das Poster «Was es bringt» (Beilage zum avenir spezial «Wachstum –Warum, wieviel und wie? ») zeigt aber auch: Wachstum muss nicht immer auf Kosten der Umwelt gehen, im Gegenteil.

Ein Blick in die Statistik zeigt: ein Verzicht auf Wachstum hätte die Schweiz dem Klimaziel kaum näher gebracht. Seit Beginn der 1980er-Jahre sind die jährlichen CO2-Emmissionen – trotz Wachstum – mehr oder weniger konstant geblieben. Wir hätten also auf etliche mit Wachstum verbundene Annehmlichkeiten verzichtet, ohne dem Klima letztlich viel zuliebe zu getan zu haben. Mehr noch: Vorausgesetzt, dass der wichtigste Treiber des Wachstums die Innovationen sind, wären bei einem bewussten Wachstumsverzicht höchstwahrscheinlich viele umwelt- und ressourcenschonende Erfindungen gar nie zustande gekommen. Die beobachtbare fortschreitende Entkopplung von BIP-Wachstum und CO2-Emissionen in der Schweiz wäre ohne technologischen Fortschritt nicht möglich.

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Was eine Welt ohne Innovationen zum Beispiel für den CO2-Ausstoss im Verkehr bedeutet hätte, der in der Schweiz immerhin für rund 30% der Gesamtemissionen verantwortlich ist, lässt sich an folgendem Vergleich erahnen: 1980 verbrauchte das meistverkaufte Auto, der VW Golf I, mehr als 9 Liter Benzin pro 100 Kilometer, was einem CO2-Ausstoss von 213 g/km entsprach. Mit 50 PS konnte der VW Golf I zudem nicht gerade als ein «Bolide» bezeichnet werden. Das Nachfolgemodell, das 2011 auf dem Markt war – der VW Golf IV –, verfügte bereits über 105 PS und war sicherheitstechnisch mit seinem Vorgänger nicht mehr zu vergleichen: Airbags, ABS, ESP etc. gehörten zur Standardausrüstung. Und vor allem verbrauchte dieser trotz eines erheblich grösseren Motors nur noch 5,2 Liter Benzin pro 100 Kilometer, was einem CO2-Ausstoss von lediglich 121 g/km entspricht.

Abnehmender Materialverbrauch pro Kopf

Aber nicht nur das Beispiel der CO2-Emmissionen zeigt, dass sich Schutz der Umwelt und Wirtschaftswachstum nicht per se ausschliessen. So ist etwa auch der Pro-Kopf-Materialverbrauch in der Schweiz auf gesamtwirtschaftlicher Ebene seit 1990 rückläufig: Betrug dieser 1990 noch 46,1 Tonnen pro Kopf, reduzierte sich diese Menge bis 2013 um beinahe 10 Prozent auf 42,1 Tonnen. Dieser Trend mag insofern erstaunen, als er nicht dem Bild einer zunehmend materialistisch geprägten Wohlstandsgesellschaft entspricht. Letztlich spiegelt aber auch diese Entwicklung nur eine zunehmende Entkoppelung von Wachstum und Ressourcenverbrauch. Bestes Beispiel hierfür ist das Smartphone, das zahlreiche Geräte und Gegenstände ersetzt hat – vom Taschenrechner über den Fotoapparat und die Videokamera bis zur Uhr, dem CD Player und dem klassischen Telefon.


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Weitere Informationen: avenir spezial «Wachstum –Warum, wieviel und wie?» (Januar 2016).