Eine steigende Zahl Erwerbstätiger besitzt einen Hochschulabschluss und sind damit für die heutigen Anforderungen des Arbeitsmarktes bestens gerüstet. Dies liegt vor allem daran, dass die junge Generation im Schnitt mit höheren Abschlüssen auf den Arbeitsmarkt eintritt als die Generationen davor.

Es gibt aber dennoch Aspekte, die eine genauere Betrachtung verdienen. So hat sich die Schweizer Bildungspolitik zum Ziel gesetzt, die Quote der Erstabschlüsse auf 95% zu erhöhen. Das bedeutet, dass 95% der 25-Jährigen einen Abschluss nach der obligatorischen Schule erlangen sollen, also einen Abschluss einer Berufslehre, eines Gymnasiums, einer Fachmittelschule (FMS) oder Wirtschaftsmittelschule (WMS/HMS).

Keine Verbesserung seit Einführung des Indikators

Seit den ersten Zahlen zum Jahr 2015 hat die Schweiz ihr Ziel jedoch stets verfehlt, mit einer gar leicht sinkenden Tendenz. So konnten im Jahr 2015 noch 91,9% der 25-Jährigen einen Abschluss der Sekundarstufe II vorweisen, während es in der neusten Auswertung für 2020 nur noch 90,2% sind. Dass rund 90% aller 25-Jährigen mindestens einen Abschluss der Sekundarstufe II erzielen, ist im internationalen Vergleich durchaus achtenswert. Im Hinblick auf den sich stärker akzentuierenden Arbeitskräftemangel sollte aber das ursprüngliche Ziel nicht aus den Augen verloren werden.

Auch wenn weiterhin Stellen mit sehr unterschiedlichen Anforderungsniveaus ausgeschrieben sind, so lässt sich doch feststellen, dass für den allergrössten Teil eine nachobligatorische Ausbildung benötigt wird. Auch sind das Arbeitslosenrisiko und die Häufigkeit einer Beanspruchung von Sozialhilfe unter den Geringqualifizierten deutlich höher. Entsprechend sollten vermehrt Anstrengungen unternommen werden, um die Quote zu erhöhen.

Luft nach oben

Das Bundesamt für Statistik (BFS) veröffentlicht den Indikator aufgeschlüsselt nach Herkunft sowie danach, ob eine berufliche Grundbildung (Berufslehre oder WMS/HMS) oder eine allgemeinbildende Schule (Gymnasium oder FMS) absolviert wurde.

Es fällt insbesondere auf, dass keine der Gruppen das Ziel erreicht, wobei es einige Unterschiede gibt. So haben im Ausland geborene Ausländerinnen und Ausländer die tiefste Abschlussquote mit 78,9%. Bei den in der Schweiz Geborenen sehen die Zahlen denn auch deutlich besser aus.

Es gibt einiges zu tun

Im aktuellen Bildungsbericht – dem offiziellen Kompendium zur Bildungsforschung in der Schweiz –werden mögliche Gründe für die stagnierenden Quoten sowie die Unterschiede eruiert. Unter Berücksichtigung der unterschiedlichen schulischen Kompetenzen am Ende der obligatorischen Schulzeit fällt der Migrationshintergrund deutlich weniger ins Gewicht. Es liegt zu einem grossen Teil an den schulischen Kompetenzen, ob jemand den Abschluss schafft. Entsprechend muss ein Fokus zur Erhöhung der Quote darauf liegen, die Grundlagenkompetenzen der schwächeren Lernenden zu verbessern.

Daneben zeigt der Bildungsbericht auf, dass die kantonalen Abschlussquoten mit dem Anteil Jugendlicher in der Allgemeinbildung zusammenhängen. Je mehr Personen in einem Kanton eine allgemeinbildende Ausbildung, also Gymnasium oder FMS, absolvieren, desto niedriger die Quote der Abschlüsse insgesamt. Diese Korrelation bleibt auch unter Berücksichtigung von möglichen Erklärvariablen wie Geschlecht und Migrationsstatus bestehen.

Wenn in Kantonen mit vermehrter Allgemeinbildung mehr Jugendliche den Abschluss verpassen, ist das ein Warnsignal, dem nachgegangen werden muss. Es muss daher genauer untersucht werden, inwiefern die niedrigere Quote mit einer schlechteren Passung zwischen den Jugendlichen und der gewählten Ausbildung zusammenhängt.

Allenfalls wären einige der Jugendlichen, die sich in einer allgemeinbildenden Ausbildung befinden, besser in einer Berufslehre (z.B. mit Berufsmatura) aufgehoben. Eine stärkere Auseinandersetzung mit der Laufbahn- und Berufswahl im Vorfeld könnte dabei helfen, dass die Jugendlichen eine ihren Kompetenzen und Interessen entsprechende Ausbildung finden.

Die Arbeitswelt verändert sich stetig und Arbeitnehmende müssen auf diese Veränderungen reagieren können. Damit dies möglich bleibt, muss sich auch die Bildungslandschaft stetig an die Veränderungen anpassen und den Jugendlichen die nötigen grundlegenden Kompetenzen mitgeben, um für jegliche Änderungen gerüstet zu sein.