Die Krankenkassenprämien sind 2024 um 8,7 % gestiegen, während die Teuerung in der Schweiz insgesamt nur 1,1 % betrug. Wie ist das möglich? Ist die Erhebung der Inflation ungenau? Diese Frage ist keineswegs nur akademisch, denn die Inflation spielt eine entscheidende Rolle bei Lohnverhandlungen und der Anpassung von Renten. Grundlage hierfür bildet der Landesindex der Konsumentenpreise (LIK). Er misst die Teuerung anhand eines Warenkorbs, der den Konsum eines typischen Haushalts abbildet.

Allerdings wird kritisiert, dass der LIK die Krankenkassenprämien nicht berücksichtigt – obwohl diese eine zentrale Rolle im Haushaltsbudget spielen. Doch ist das tatsächlich ein Manko? Es stimmt zwar, dass die Prämien nicht direkt im LIK enthalten sind, aber dieser berücksichtigt sehr wohl die Gesundheitsausgaben der Haushalte, wie wir sehen werden.

Gesundheitskosten im LIK enthalten

Der LIK misst die Preisentwicklung von Gütern und Dienstleistungen, die typisch für den Konsum privater Haushalte in der Schweiz sind. Diese Ausgaben werden in zwölf Hauptkategorien zusammengefasst, darunter Wohnen, Lebensmittel oder Freizeit. Gesundheit ist ebenfalls eine dieser Kategorien. So werden beispielsweise die Preise für stationäre und ambulante Leistungen sowie Medikamente und medizinische Geräte im LIK abgebildet.

Was ist jedoch mit den Krankenkassenprämien? Deren Anstieg kann zwei Gründe haben: steigende Preise für medizinische Leistungen oder eine Zunahme der in Anspruch genommenen Leistungen. In den letzten Jahren sind die Prämien vor allem gestiegen, weil wir häufiger medizinische Dienste nutzen. Zwischen 2012 und 2022 ist der Anteil jener Personen, die mindestens einmal im Jahr einen Arzt konsultieren, von 78 % auf 83 % gestiegen. Der Anteil derjenigen, die einen Psychologen aufsuchen, hat sich sogar von 6 % auf 10 % erhöht.

Dieser Zusammenhang beschränkt sich jedoch nicht nur auf den Gesundheitsbereich. Auch bei Restaurantbesuchen zeigt sich ein ähnliches Bild: Wenn die Preise für Restaurantbesuche steigen, schlägt sich das im LIK nieder. Wenn wir jedoch einfach häufiger auswärts essen, bleibt dies unberücksichtigt.

Damit der LIK ein Preisindex bleibt, der die Inflation zuverlässig widerspiegelt, darf es keine Vermischung von Preis- und Mengeneffekten geben. Genau dies wäre aber der Fall, wenn die Krankenversicherungsprämien direkt im Index berücksichtigt würden. Der LIK misst also in erster Linie Preisänderungen.

Allerdings fliessen Mengenänderungen indirekt in den LIK ein, und zwar durch die Gewichtung der einzelnen Ausgabenkategorien. So hat die Zahlung der Miete oder ein Besuch beim Hausarzt beispielsweise ein höheres Gewicht als der Kauf einer Wasserflasche.

Die Gesundheitsausgaben machten 2024 etwa 15 % der Haushaltsausgaben aus – unabhängig davon, ob es sich um direkte Ausgaben (wie Franchisen, Selbstbehalte oder nicht gedeckte Kosten) oder indirekte Zahlungen wie Prämien handelt.

Stabile Ausgabenanteile, bis auf Freizeitkosten

Obwohl die Gesundheitskosten absolut gestiegen sind, blieb ihr Anteil an den Haushaltsausgaben über die Jahre stabil – oder ging nach der letzten Überarbeitung des Warenkorbs 2020 sogar leicht zurück. Angesichts des anhaltenden Anstiegs der Gesundheitsausgaben und unter sonst gleichen Bedingungen wäre jedoch zu erwarten gewesen, dass die Gesundheitsausgaben im LIK stärker ins Gewicht fallen.

Weshalb ist dies nicht der Fall? Andere Konsumausgaben sind ebenfalls stark gestiegen und nehmen sogar einen immer grösseren Anteil am Haushaltsbudget ein. Dies gilt besonders für die Ausgaben für Restaurantbesuche und Hotelübernachtungen, deren Budgetanteil von 6 % auf 10 % gestiegen ist, sowie für Freizeit und Kultur, deren Anteil mittlerweile bei 8 % liegt. Trotz absolut steigender Ausgaben sind die Anteile der Ausgaben für Gesundheit, aber auch für Wohnen und Verkehr seit 2014 relativ stabil geblieben (siehe Abbildung).

Fazit: Der LIK bleibt relevant

Der Landesindex der Konsumentenpreise erfüllt eine zentrale Aufgabe: Er misst die Preisentwicklung von Gütern und Dienstleistungen, die für private Haushalte relevant sind, einschliesslich der Gesundheitsleistungen. Einerseits spiegeln sich Preisänderungen von Gesundheitsleistungen in den Unterkategorien wider. Andererseits fliesst der Anteil der Gesundheitsausgaben im Budget der Haushalte in die Gewichtung des LIK ein. Zwar bildet der LIK die Entwicklung der Krankenkassenprämien nicht direkt ab, aber es ist falsch zu behaupten, dass Gesundheitsausgaben ignoriert würden.