«Committed to improving the state of the world», so das offizielle Motto des WEF, dessen 50-jähriges Bestehen letzte Woche begangen wurde. Den jungsozialistischen Kritiken zum Trotz war dieser «Spirit of Davos» spürbar, vom WEF-Gründer Klaus Schwab vorgelebt, hineingetragen in über 300 Veranstaltungen, an denen sich die international bunt gemischte Teilnehmerschar in der Bündner Bergwelt aktiv mit ökonomischen, gesellschaftlichen, technologischen und – dem Ruf der Jugend, aber vor allem auch den wissenschaftlichen Erkenntnissen folgend – ökologischen Fragestellungen auseinandersetzte.

Die Geopolitik ist im Umbruch, im «Global Risk Report» werden wirtschaftliche Konfrontationen und inländische politische Polarisierung kurzfristig als Top-Risiken identifiziert. Das muss gerade hierzulande Sorge bereiten, profitiert doch die Schweiz überdurchschnittlich von der Integration in die globalen Wertschöpfungsketten. Alleine in den letzten drei Jahrzehnten betrug die Wachstumsrate des Dienstleistungshandels durchschnittlich 4,2% pro Jahr, jene des Warenhandels 2,6%.

Angesichts der überragenden Bedeutung des Aussenhandels für den hiesigen Wohlstand und der zugleich geostrategisch unsicheren Lage, die mit wachsenden handelspolitischen Hindernissen einhergeht, bräuchte es ein beherztes Commitment der Schweizer Aussenwirtschaftspolitik «to improve the state of Switzerland». Vordringlich ist ein diversifiziertes Portfolio an Handelspartnern, mit denen auf rechtssicherer Basis geschäftet werden kann.

Neben der Vertiefung und Erweiterung bestehender ist der Abschluss neuer Freihandelsabkommen (FHA) entscheidend. Besonderes Potenzial besteht in einem Abkommen mit der «sister republic» USA. Über 40’000 neue Stellen könnten geschaffen werden, davon 13’500 in der Schweiz. Bereits heute beträgt der Exportanteil der Schweizer Pharmaindustrie in die USA 24%.

Nach dem Treffen der beiden Regierungsspitzen am WEF fragt man sich allerdings, wie der Bundesberner «Spirit of Davos» getaktet ist. Anstatt sich mit Verve für ein FHA und damit mehr Rechtssicherheit für die Schweizer Exportwirtschaft einzusetzen, definiert man öffentlichkeitswirksam rote Linien. Demnach werde keinesfalls ein Abkommen «gegen die Bauern» abgeschlossen werden.

Schweizer Bauern fürchten sich vor amerikanischen Landwirtschaftsprodukten. <(Amirali Mirhashemian, Unsplash)

Das Echo des Bauernverbands folgte sogleich: Die Sorgen um Nachhaltigkeit und Umwelt stünden mehr wirtschaftlichem Austausch mit unserer zweitwichtigsten Handelspartnerin entgegen; eine gewagte Argumentation angesichts der Umweltkosten von fast 8 Mrd. Franken, die durch die Schweizer Landwirtschaft jährlich verursacht werden.

Es müsste im ureigenen Interesse des milliardenschwer subventionierten Schweizer Agrarsektors sein, die Entwicklungsperspektiven der Wertschöpfung generierenden Wirtschaft zu unterstützen. Letzterer würde sich dank eines FHA mit den USA die Chance eines hürdenfreieren Zugangs zum grössten Markt der Welt bieten. Zudem impliziert ein Abkommen Schutz vor handelspolitischer Willkür. In geopolitisch unsicheren Zeiten gilt es dies zu nutzen.

Dieser Beitrag ist in der «Handelszeitung» vom 30. Januar 2020 erschienen.