Das Londoner Centre for Policy Studies liefert mit seiner neuen Publikation «Small is Best» einen interessanten Beitrag zur laufenden Diskussion über die Frage, wie die Schuldenberge der unter der Finanzkrise leidenden Staaten am besten abgebaut werden können. In einer vergleichenden Untersuchung von 34 OECD-Staaten haben Ryan Bourne und Thomas Oechsle die langfristigen Auswirkungen der Steuerlast auf Wirtschaftswachstum, Gesundheit und Bildung analysiert. Sie überprüfen darin die zentrale These der «Angebotsökonomie» (engl.: «supply-side theory»), wonach kleinere Staatsquoten zu dauerhaft höherem Wirtschaftswachstum führen.

Weniger Steuern = höheres Wachstum

Als Annäherung für das Ausmass der jeweiligen Staatstätigkeit werden in der Studie die durchschnittlichen Einnahmen- und Ausgabenquoten im Verhältnis zum Bruttoinlandprodukt (BIP) verwendet. Alle Länder mit einer Quote unter 40% des BIP gelten als «Small Governments», alle anderen – ganze 22 – zählen zu den «Big Governments».

Das wichtigste Ergebnis der ökonometrischen Analyse, die Daten von 1965 bis 2010 verwendet, lautet, dass ein eindeutiger negativer Zusammenhang zwischen Steuerlast und Wirtschaftswachstum besteht – und zwar nicht nur in der langen Frist, sondern auch in der kurzen: Die Gruppe der Staaten mit der geringeren Steuerlast hatte zwischen 1993 und 2002 im Schnitt ein pro Jahr um 0,9% höheres BIP-Wachstum, für den Zeitraum 2003-2012 vergrössert sich dieser Abstand sogar auf 1,1% (vgl. Abb).

Zu den Staaten mit der geringeren Steuerlast zählen neben der Schweiz, die allerdings «nur» an 9. Stelle rangiert, auch Hong Kong, Singapur, Taiwan, Korea, Japan und die USA. Die OECD-Länder mit der höchsten Steuerlast sind die nordischen Staaten, Frankreich, Österreich, Belgien und die Niederlande.

Kleine Staatsquoten schaden auch der Sozialpolitik nicht

Eine wichtige These, die oft gegen die Angebotsökonomie ins Feld geführt wird, lautet, dass sich eine höhere Staatstätigkeit positiv auf Gesundheit und Bildung auswirkt. Die Studie stellt auch diesen Zusammenhang in Frage. Kleinere Staatsquoten sind zudem nicht gleichbedeutend mit nominell kleineren Sozialausgaben. Ein robustes Wirtschaftswachstum spült auch absolut mehr Einnahmen in die Staatskasse, die dann wiederum für Ausgaben zur Verfügung stehen.

Bei Lebenserwartung und Kindersterblichkeit waren die Unterschiede zwischen den Staaten nicht signifikant. Während die «Small Governments» 2009 eine um 1,4 Jahre höhere Lebenserwartung aufwiesen, waren sie bei der Kindersterblichkeit um 0,5‰ im Hintertreffen.

Interessant sind die Resultate im Bereich Bildung: Länder mit der grosser Steuerlast investierten im Schnitt mehr in die Bildung: Sie hatten z.B. 2009 eine Schüler-Lehrer-Quote von nur 13,9 (gegenüber 17), aber bei den Pisa-Studien schnitten sie trotzdem schlechter ab.

Drei Ratschläge für die Politik

Die Autoren der Studie ziehen drei markante Schlussfolgerungen:

  1. Politiker sollten das Potenzial von Steuersenkungen für das Wirtschaftswachstum erkennen.
  2. Steuersenkungen, durch niedrigere Staatsausgaben finanziert, können die Effizienz einer Volkswirtschaft verbessern und unternehmerisches Handeln fördern.
  3. Politiker sollen sich mehr auf Ergebnisse fokussieren, statt Ausgaben im Verhältnis zum BIP zu definieren – und vor allem nicht glauben, dass höhere Ausgaben immer bessere Ergebnisse zeitigen.

 

Einen kurzen Cartoon über die Studie können Sie hier anschauen: