Wohl geniessen wir heute den höchsten Lebensstandard, den es für die breite Bevölkerung in der Geschichte des Landes je gab, aber er ist alles andere als garantiert. Wollen wir ihn erhalten und vielleicht sogar steigern, müssen wir uns auf die Herausforderungen einstellen und mit klugen Reformen dafür sorgen, dass die Megatrends – etwa auch die Globalisierung – uns mehr Chancen bieten als Probleme schaffen. Die Avenir-Suisse-Publikation «Ideen für die Schweiz. 44 Chancen, die Zukunft zu gewinnen» von Anfang 2013 entspringt diesem Geist.

Wie die anderen grossen Trends wird auch der demografische Wandel nicht mit einem einzigen Wurf zu bewältigen sein. Es geht vielmehr um ein ganzes Paket, das unter anderem diese Reformen umfassen könnte:

  • Mehr Wettbewerb im Gesundheitswesen durch die Abschaffung der kantonalen Spitalplanung und des Kontrahierungszwangs
  • Eine institutionalisierte Kosten-Nutzen-Analyse im Leistungskatalog der Grundversicherung
  • Schuldenbremsen für alle Sozialversicherungen
  • Ein individuell bestimmbares Rentenalter (wie in Schweden)
  • Altersneutrale BVG-Beiträge (damit ältere Arbeitnehmer bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben)
  • Eine einheitliche Mehrwertsteuer (zur bürokratischen Entlastung der Unternehmen)
  • Eine allgemeine Dienstpflicht anstelle der Wehrpflicht (nicht zuletzt mit Blick auf die sozialen Herausforderungen)
Demografische Herausforderung als Chance nutzen

Den demografischen Wandel bewältigen wir am besten mit klugen – und frühzeitigen – Reformen.

Könnte die Schweiz eine solche Reformflut überhaupt bewältigen? Wir glauben ja. Wenn sich die Welt verändert, muss sich die Schweiz ebenfalls bewegen. Das gilt besonders im Umfeld der Demografie. Und über die Jahrhunderte hinweg waren für die kleine Willensnation neben dem Widerstand Anpassung und Offenheit wichtig, weil sie halfen, gegenüber den Mächtigen zu bestehen. Der Ehrgeiz, etwas besser zu sein als die Nachbarn, hat genauso Tradition wie der Föderalismus und das genossenschaftliche Staatsverständnis, die zwar beide vieles verlangsamen, aber auch vor zu grossen Schritten in die falsche Richtung und vor zu viel politischer Hektik schützen. Deshalb ist die Schweiz im doppelten Sinne reformfähig – aus Notwendigkeit ebenso wie aus Erfahrung.

Dieser Artikel erschien am 25. August in der «NZZ am Sonntag» 
in der Sonderbeilage zum WDA Forum,
unter dem Titel «Ideen für die Zukunft der Schweiz - 
Die demografische Herausforderung als Chance nutzen».